Meine Mittelmeerreise

Dienstag, 21. Dezember 2010

Split/Dalmatien

Ich war ja schon von Dubrovnik sehr beeindruckt. Aber die Altstadt von Split hat mir doch den Atem geraubt. Eine komplett erhaltene roemische Stadtanlage. Eigentlich ist alles "nur" ein roemischer Palast. Der Palast des Diokletian, erbaut um 300. Wirklich gewaltig. Ungefaehr 215 x 180 m, umgeben von einer gewaltigen, bis zu 6 Meter breiten Stadtmauer. Musste ich mir bisher immer vorsrellen, wie gigantisch eine in Truemmern liegende roemische Stadt ausgesehen hat, musste ich hier mich nur umschauen und durchlaufen. Und wieder: keine angestaubte Museumsanlage mit horrenden Eintrittpreisen. Nein - eine qucklebendige Stadt mit allem drum und dran. Wohl genauso, wie es vor 1500 Jahren eben war. Mit Geschaeften, Marktplatz, Restaurationen und Schankstuben + Wohnhaeusern. Wo selbstverstaendlich auch der gute kroatische Wein verkoestigt wird.
Gregor von Nin, seinen Fusszeh streicheln bringt Glueck






keine stuemperhafte Mauerei, gewolltes Design verschiedener Steine

Wieder einmal hatte ich mir schon im Vorfeld 2 Backpackers ausgesucht. Das eine war aber geschlossen und das andere hab ich erst gar nicht gefunden. Als ich mir so die Strassenschilder anschaute, meine ein Dame zu mir: ja, ja, schon richtig hier. Was richtig? Sie wollen doch zur Pension "Niccole". Nein , eigentlich nicht. Aber wenn Sie schon so nett fragen. Was es kostet, wollte ich wisse. 20,-  Euro. Ufff, schon wieder so teuer: Aber das es  anfing zu regnen und ich eh keine Lust hatte weiterzusuchen, nahm ich ihr Angebot an und handelte aber zuvor noch einen Discount aus. Es war jetzt zwar keine Luxusherberge, aber immerhin, ich hatte alles fuer mich alleine und das war auch gut so, denn dann hatte ich auch das Klo ganz fuer mich alleine. Ich konnte ja nicht ahnen, dass ich das noch so dringend brauchen werde.
Es koennte sein, dass der letzte Teil meiner Reiseerzaehlungen eine Weile auf sich warten laesst. Denn dann werde ich schon zu Hause sein und muss wie immer, mir ein Internetcafe suchen. Also seid bitte etwas geduldig und schaut mal wieder rein.

Freitag, 10. Dezember 2010

Dubrovnik/Croatien

Kroatien: wer denkt da nicht an Sonne, Strand und Meer? An warmes, kristallklares und smaragdgruenes Wasser, an huebsche Frauen und superleckeres Essen? Wer denkt da nicht an Ivanka, die gute Seele aus der HWK-Waescherei?

Kroatien wird das letzte Land sein, das ich bereisen werde. Und ich glaube, ich habe damit eine sehr gute Wahl fuer einen wuerdigen Abschluss meiner Reise getroffen.
Stadtmauer von Dubrovnik (Wikipedia)

Meine erste kroatische Stadt sollte Dubrovnik (Ragusa) an der dalmatinischen Kueste werden. Die Kueste ist wirklich sehr schoen. Ueberall die vorgelagerten Felsen, Inseln und Inselgruppen, die herrlichen Buchten, machen diese Kueste zu einem wahrlich herrlichen Landschaftserlebnis. So eine Kueste hatte ich bisher noch nie gesehen. Dubrovnik: ganz im Sueden gelegen und eine ehemalige Stadtrepublik. Wenn auch oft im Anhang verschiedener "Schutzmaechte". Und schon immer hatten sie viele Gaeste hier. Manchmal gebetene, meistens aber ungebetene: die Griechen, die Roemer, die Byzantiener, die Mongolen, die Osmanen, die Italiener, die Venezier, die Russen, die Montenegriner, die Bosnier, die Ungarn, die Oesterreicher (natuerlich die auch), die Kroaten, die Serben oder die Franzosen. Nur der Napoleon, der hatte der Stadtrepublik dann doch den Gar ausgemacht. Sowas konnte der wohl gar nicht leiden. Zur Hochzeit ihres Handels umfasste die Handelsflotte der Stadtrepublik ueber 160 Schiffe. Das find ich ja echt gewaltig.

Dubrovnik war weltweit der erste Staat, der die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten von Amerika im Jahr 1776 international anerkannte.

Die gesamte Altstadt ist seit 1979 UNESCO-Welterbe. Und sowas guterhaltenes hab ich wirklich noch nie gesehen. Man denkt, man bewegt sich in einem grossen Freilichtmuseum. Ist es aber nicht. Wie schon hunderte von Jahren leben nach wie vor innerhalb der Stadtmauer die Menschen. Sieht man ganz gut daran, dass ueberall zwischen den Haeusern Waescheleinen gespannt sind und Waesche zum trocknen aushaengt.


Die Stadtmauern von Dubrovnik sind fast 2 Kilometer lang sowie bis zu sechs Meter breit. Sie sind das besterhaltene Befestigungssystem in Europa und umfassen einen perfekt erhaltenen Komplex öffentlicher und privater, sakraler und säkularer Bauwerke aus allen Perioden der Stadtgeschichte, beginnend mit seiner Gründung im siebten Jahrhundert. Wo hat man sonst so vieles auf einmal?






Die aelteste Apotheke Europas (1317)


Schon zeitlebens habe ich mich gefragt, wieso es eigentlich ausgerechnet an Weihnachten Mandarinen gibt?? Ja ganz einfach - weil sie jetzt reif sind. Das hab ich nicht gewusst. Und hier reihen sich am Kuestenstreifen (neben Olivenplantagen) Mandarinenplantage an Plantage. Und jeder hat in seinem Vorgarten mindestens einen Mandarinenbaum stehen. Eigentlich muessten die doch dann Dalmatinen heissen, oder?

 Uebrigens: einen echten Dalmatiner habe ich bisher nicht getroffen. Wuff.

Donnerstag, 9. Dezember 2010

Wiedersehensfeier

Bevor Ihr noch denkt, nun gibt es bald nix mehr zum lesen:

Nochmal moechte ich Euch an meine Auf-Wiedersehens-Feier erinnern. Am 28. Dezember ab 18.oo Uhr bei Frank in der Siedlung.
Dann duerft Ihr Euch auch meine Reisemusik anhoeren: die NO. 1 der arabischen Hits 2010, original tuerkische Jammermusik, das Beste aus Kaukasien und wehmuetige Klaenge vom Balkan. Und  meine persoenliche Musik, die mich auf meiner Reise begleitete.

Vielleicht moechte der Eine oder die Andere auch'n Salat oder was Essbares in fluessiger Form mitbringen, ansonsten kann ich Euch nur mit Aldi-Wiener, Oettinger-Bier und Penny-Nudelsalat verwoehnen!

Wer moechte und sollte, darf im "Dorm" uebernachten und wer moechte, darf auch noch jemanden mitbringen.

Vielleicht gibt das dann wieder eine dieser legendaeren Kellerpartys bei Frank.

Bleibt dran am Blog, es gibt noch einiges aus Croatien zu erzaehlen!

Mostar-Bosnien

Wie hiess der Buergermeister von Bremen? - Koschnick.
Reimt sich zwar nicht und kein Echo der Welt wuerde antworten, aber Hans Koschick war mir schon lange ein Begriff. Er war von 1994 - 1996 zwar nicht Buergermeister von Mostar, aber als EU-Administrator für Mostar mit der Koordination des Wiederaufbaus, der Verwaltung und Infrastruktur der kriegszerstörten Stadt beauftragt.
Warum weiss ich nicht, aber die Sache mit der Bruecke von Mostar hat mich damals sehr beschaeftigt + ich kann mich noch gut an die Fernsehbilder erinnern. Und vor allem spiegelte die Bruecke fuer mich die gesamte Unsinnigkeit eines Krieges. Wahrscheinlich war ich schon damals einfach nur schockiert ueber die Vorgaenge, die sich hier abspielten.
Und ueber diese Bruecke wollte ich schon immer einmal drueberlaufen. Laut einer Legende wurde für den Bau der Brücke ungewaschene Schafwolle, Eiweiß und Honig als Bindemittel (Mörtel) benutzt, weshalb im gesamten Gebiet Eierverzehr absolut verboten war. Angeblich wurden 300.000 Eier verwendet. Die muessen aber damals schon sehr viele Huehner gehabt haben!
Die Brücke galt seit Jahrhunderten als die symbolische Brücke zwischen Ost und West, nicht nur zwischen der Welt des Christentums und der islamischen Welt, sondern auch zwischen den katholischen Kroaten und orthodoxen Serben.


die Altstadt

Mehr noch als in Sarajevo sind einem hier die Folgen eines grausamen Krieges an fast jeder Ecke sehr nahe. Unzaehlige Haeuser und Gebaeude stehen heute noch genauso da, wie sie in den Tagen des Novembers 1993 zugerichtet wurden. Die Stadt ist ringsherum von Bergen umgeben, die voellig mit Kriegsmaschinerie zugepflastert waren, um die Stadt einzukesseln um sie von allen Seiten + Richtungen beschiessen und damit zerstoeren zu koennen. Symbol fuer diesen Belagerungsugskrieg ist eben diese Bruecke.
Erbaut 1566 wurde sie in mehr als 400 Jahren noch niemals zerstoert. Doch am 9. November 1993 wurde sie von gezielten Granatbeschuessen getroffen und fiel letztendlich in sich zusammen. Wer macht so was? Und vor allem warum? Und wieder mal beschuldigt man sich noch heute gegenseitig, dass es natuerlich der Andere getan hat.

In einer Bildergalerie dort sind Fotografien jener Tage ausgestellt. Man kann es sich nicht vorstellen, wie das hier ausgesehen hat, wenn man heute durch diese wunderschoene Altstadt (UNESCO-Welterbe) laeuft. Es lief dort auch ein Endlos-Film, in dem man den Beschuss und de Zerstoerung der Bruecke minutioes genau verfolgen konnte.


links, rotes Schild - mein Hotel

Die Bemuehungen von Hans Koschnick wurden letztendlich nicht belohnt. Nach 2 massiven Attentate auf ihn legte er 19996 sein Amt nieder.

Auch von Mostar kann ich ansonsten nicht viel persoenliches berichten, deshalb mehr Fotos als Text.

Erwaehnenswaert waere vielleicht noch, dass durch die heftigen Regenfaelle der letzten Wochen auf dem mittleren Balkan, hier ein Hochwasser mit unglaublichen Ueberflutungen entstanden ist, wie es Einheimische "seit hundert Jahren" nicht erlebt haben. Was ich echt seltsam finde ist, dass sehr viele Menschen mir in den Sommermonaten am Mittelmeer beklagt haben, dass sie so eine Hitzewelle "seit 100 Jahren" noch nicht erlebt haben (selbst in Aeguepten nicht). Hab ich da was verpasst??


Sonntag, 5. Dezember 2010

Sarajevo/Bosnia-Hercegovina

hier koennte doch gleich Winnetou durchs Bild paddeln, oder?
Leute ich hab den Schatz im Silbersee entdeckt. Also nicht den Schatz, aber den See. Ja, ja, ich weiss, der Film wurde in Croatien gedreht. Aber hier sieht es genauso aus wie im Film. Sagenhaft, ehrlich - einfach unbeschreiblich klasse! Auf der Fahrt von Montenegro nach Bosnien fuhr der Bus durch die Tara-Schlucht. Der tiefste Canyon in Europa. Ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Das war echt mit das Coolste, was ich auf meiner Reise bisher gesehen habe.

Sarajevo - UNESCO-Weltkulturerbe


Gleich bei der Bruecke - Ausloeser des 1. WK
Sarajevo: Kriegsschauplatz - Olympische Winterspiele 1984 - Mit-Ausloeser des 1. Weltkriegs. Das brachte ich bisher mit dieser Stadt in Verbindung. Ich weiss es nicht, aber hier hat es mir irgendwie nicht gefallen. Die Menschen hier sind so verschlossen. Keiner + niemand redet auch nur ein einziges Wort zuviel. Das Wort `Danke` scheint in dieser Sprache gar nicht zu existieren. Von einer netten Geste oder einem Laecheln gar nicht zu reden. Man wird nicht einmal angebettelt. Und kein Bauchwarenhaendler fraegt dich, ob du denn nicht was kaufen moechtest. Selbst die Souvenierverkaeufer behandeln dich wie Luft! Also irgendwas stimmt hier nicht. Aber was, das habe ich nicht rausgefunden.

genauer hinschauen
Leider kann ich Euch aus dem Land auch keine grossartigen Geschichten erzaehlen, denn was besonderes habe ich einfach nicht erlebt und bin auch in kein groesseres Fettnaepfchen getreten. Und nur nuechterne Daten, die ich eh aus dem Wikipedia klaue, machen einen Bericht jetzt auch nicht so spannend

ehemaliger Seide-Bazar
Wenn man durch die Strassen spaziert, trifft man noch sehr oft auf Zeugnisse des Bosnien-Kriegs von 1992 - 1995. Es erschuettert mich einfach jedes Mal, wenn ich so einer Kriegsspur begegne und ich finde so was eigentlich unfassbar. Da fehlen mir weitere Worte dazu und moechte mich auch gar nicht weiter dazu auslassen. Das war eh alles so kompliziert, wer wann mit wem gegen wen und es ist noch viel komplizierter zu verstehen.
Rosen von Sarajevo nennt man eine bestimmte Form von Gedenkstätten im Straßenbild Sarajevos. Im Krieg schlugen täglich rund 300 Geschosse in Sarajevo ein, wobei zahlreiche Zivilisten ums Leben kamen. Die Einschläge von Granaten haben auf dem Asphalt Spuren hinterlassen, deren Form vage an eine Blume erinnert. Die Bewohner von Sarajevo haben die Krater mit rotem Harz markiert, um daran zu erinnern, dass an dieser Stelle ein Mensch zu Tode kam.
Rose

15 Jahre spaeter

an vielen Hauswaenden - die Erschossenen in diesem Haus

Freitag, 3. Dezember 2010

Podgorića/Montenegro

Monte

Meine restlichen Reisetage kann ich nun bald an 2 Haenden abzaehlen. Ich schau mir jetzt halt noch ein paar Staedte an. Da wird ja nicht mehr viel passieren. Dachte ich. Von wegen! In Vorbereitung auf Montenegro hatte ich mir als Unterkunft das "Steve's Guesthouse" ausgesucht. Liegt nah am Busbahnhof und ist gut zu Fuss zu erreichen. In den Gaestebewertungen wird der Steve zwar als etwas verpeilt beschrieben, doch dergleichen hatte ich ja schon genug erlebt. Da es regnete, nahm ich mir ein Taxi. Der Taxifahrer wusste auch gleich Bescheid und brachte mich dahin. Da es mit meinem montenegranisch etwas happert, verstaendigten wir uns mit Handzeichen. Dort angekommen, bot sich mir ein Bild des Grauens. Ein undurchschaubares Durcheinander, wie damals in Goebels Wohnung in Schwarzach. Hier soll ich wohnen, besser gesagt hausen?? Ein etwas der Welt entrueckter Typ versucht mir gaaanz langsam zu erklaeren, dass der Steve seine Miete nicht bezahlt hat, es weiter kein Backpacker mehr ist und hier nun eine WG eingezogen ist. Aber er und seine Mitbewohner boten mir dennoch ein Bett an. Ganz kurz war ich tatsaechlich versucht, mich darauf einzulassen. Das wuerde sicher sehr spannend werden. Lehnte dann nach kurzer Bedenkzeit aber dankend ab. Der Taxifahrer erzaehlte mit von einem guten Freund, der guenstig gute + saubere Zimmer vermietet, fuer 20,- Euro die Nacht. Allah gud, fahr mich dort hin. Und er brachte mich in eine der abgelegensten + dunkelsten Ecken von Podgorića. Hier gab es nicht mal mehr eine Strasse, geschweige denn Strassenbeleuchtung. Ohjehmineh, auf was hab ich mich da eingelassen? Hier find ich ja nie wieder raus, geschweige denn her. Da muss ich schon Brotkruemel streuen. Da waer ich doch besser bei den Bekifften dort eingezogen. Doch nun war es zu spaet. Da muss ich nun durch! Ueberraschender Weise, waren die Zimmer echt total in Ordnung und sauber. Nur etwas unguenstig gelegen sozusagen. Der Vermieter, den wir wohl gerade geweckt hatten, knoepfte mir gleich mal das Geld ab und erzaehlte mir noch irgendwas, das ich nicht genau verstanden habe. Aber den Taxifahrer hab ich gut verstanden. Er bot an, mir innerhalb der naechsten Stunde eine flotte Serbin zu besorgen, eine mit grossen .... aehm - Ihr wisst schon, was er meinte und deutete entsprechende Rundungen an. Um Himmels willen, jetzt bin ich womoeglich auch noch in einem Bordell gelandet. Da muss ich heute Nacht die Tuer gleich doppelt verriegeln, damit mich nicht noch eine ueberfaellt. Mit einigen scherzhaften Antworten konnte ich sein unmoralisches Angebot abwehren. Letztendlich hab ich mich dort doch recht wohl gefuehlt und es war natuerlich auch nix passiert. Zuviel + zu bluehende Phantasie eben.


Herzlich Willkommen - das Hotel

Danach ging ich gleich auf Essenssuche und fand einen kleinen Imbiss, wo es nach leckerem Essen aussah. Doch der Wirt konnte meinen Essenswuenschen nicht folgen. Ein junger Mann kam dazu und bat auf Deutsch an, mir bei der Essenszusammenstellung behilflich zu sein. Er schlug dann vor, am naechsten Tag mit mir einen Stadtrundgang  zu machen und mir die Sehenswuerdigkeiten zu zeigen. Da ich inzwischen den japonese way of travelling eingeschlagen habe (1 Land an einem Tag) und ich ihn nett fand, sagte ich zu. Somit kann ich kurzer Zeit dann doch viel sehen und anschauen.

Ich staunte nicht schlecht. Er hatte ein sehr, sehr fundiertes Wissen ueber seine Stadt Podgorića und noch ueber die gesamte, sehr, sehr komplizierte Geschichte des gesamten Balkans dazu. Ich war echt total erstaunt und lernte viel darueber, zurueck bis in die Zeit Voelkerwanderung. Und seit langem habe ich mal wieder roemische Ruinen besichtigt. Das hatte ich ja schon vermisst.


Russischer Rockmusiker, der Monte sehr liebte




Hier in Montenegro bezahlt man uebrigens (wie im Kosovo auch) mit Euro. Es gibt keine eigene Waehrung. Und zuvor hat man mit D-Mark bezahlt.

Nennt man den Libanon "die Schweiz des Nahen Ostens", wuerde ich Montenegro als die Schweiz des Balkans bezeichnen. So koennt Ihr Euch es hier etwa vorstellen. Nur mit wunderschoenen Adria-Straenden dazu. Und das Land zaehlt zu den aufstrebenden Tourismusnationen in der Welt.


Heute hier - morgen dort. Bin kaum da, muss ich fort.

Hab mich niemals deswegen beklagt.
Mein naechstes Ziel wird Bosnien-Herzegovina sein.
Kann Euch ja momentan nicht beeindrucken

Dienstag, 30. November 2010

Prishtina/Kosovo

Mal wieder so eine langweilige Bus-Nachtfahrt von Tirana nach Prishtina. Auf dem Balkan sind die Grenzuebertritte ja stinklangweilig geworden. In der Tuerkei war da wenigstens was geboten. Es dauerte mindestens 2 Stunden bis der ganze Zinnober vorrueber war. Etwa 15 - 30 Minuten fuer die Ein- oder Ausreise in/aus angrenzende Laender, den Rest der Zeit nahm die Tuerkei fuer sich in Anspruch.
Hier muss man nicht mal aussteigen (und kann auch nicht schnell mal eine reinpfeiffen). Aber an der Grenze zwischen Albanien und Kosovo wurde es dann doch nochmal spannend. Alle Fahrgaeste mussten aussteigen (es war ja mitten in der Nacht) und sich mehr oder weniger geordnet in einer Reihe aufstellen. Dann kamen EU-Zollbeamte, erklaerten uns Fahrgaesten die Situation und meinten, "that's the law", also, so ist das Gesetz halt. Dann wurde der Bus mit einem Spuerhund aufs gruendlichste durchsucht. Was die da wohl suchen? Ich dachte, mein Herz bleibt stehen, als ich beobachtete, das dieses Viech auf einmal wie wild auf meinem Sitz herumtollt und mit seinen nassen +dreckigen Pfoten auf dem Sitzkissen scharrte. Dammed, dachte ich, da wird mir doch keiner so ein kleines Paeckle mit so feinem weissem Pulver unter meinen Sitz geschoben haben??? Ich versuchte, mir meine Aufregung nicht anmerken zu lassen. Dann hopfte der Spuerhund aber auf den naechsten Sitz. Ufff - das haette mir noch gefehlt! Doch dann fiel mir ein: waehrend der Fahrt hatte ich meine Schuhe + Struempfe ausgezogen, um sie an der Heizung zu trocknen. Ich kann mich gut erinnern, mein Dackel Trixi hat sich auch sehr gerne an Schuhen und Struempfen zu schaffen gemacht. Aber dass das den Hund so anturnd, haette ich nicht gedacht!

Das Guesthaus, in dem ich hier in Prishtina untergekommen bin, heisst "Velania-Guesthouse". Doch keiner kennt das unter diesem Namen. Hier ist es bekannt als "beim Professor". Ein Professor besitzt und fuehrt es. So muss man dem Taxifahrer sagen: 'zum Professor". Und wenn Dich jemand fraegt, wo du denn in Prishtina bist, musst du antworten "beim Professor" und jeder hier weiss bescheid. Ich hatte sogar die Ehre, ihn persoenlich kennenzulernen. Ein netter aelterer Herr , etwas untersetzt und mit grauen wallendem Haar. So wie man sich eben einen Professor vorstellt. Und wie vornehm geht es da zu. Im Hausflur muss man seine Schuhe ausziehen und dann in so eklige Latschen steigen, die schon Generationen von Travellern vollgeschwitzt und hineingepilzt und -gekaest haben. Aber der Frank hat ja noch von seinem Desinfektionsspray dabei ;)


Schon immer hat mich der Begriff "Kosovo-Albaner" irritiert und habe nie verstanden, was das denn eigentlich bedeuten soll. Um das zu verstehen, habe ich festgestellt, muss man tief in die Geschichtskiste greifen. Es beginnt mit dem Balkankrieg 1912. Auf einer Konferenz der Grossmaechte 1913 wurden (allerdings umstrittene) Gebiete Albaniens an Serbien "verteilt". Eben ein Teil an Serbien, was heute der Kosovo ist und Teile, was heute zu Mazedonien gehoert. Sued-Kosovo ist also im weitesten Sinne gesehen eigentlich albanisch, gehoert aber zu Serbien. 2008 hat sich der Kosovo (oder das Kosovo) fuer unabhaengig und als autonomer Staat erklaert (ich finde, das koennte ein grosartiges Beispiel fuer Baden sein!), was Serbien natuerlich gar nicht gefaellt. Somit ist der Kosovo der juengste Staat auf Erden. Deshalb passt die UN auf das Land auf und stellt es unter EU-Verwaltung und die entsendet die EULEX (Rechtsstaatlichkeitsmission der Europäischen Union im Kosovo), die eben auch den kosovanischen Zoll unterstuetzt. Deutschland hat beispielsweise den Staat Kosovo anerkannt.

noch immer Vermisste aus dem Kosovo-Krieg

Vor den Toren der Stadt liegt das Amselfeld (Achtung, nicht zu verwechsel mit dem Amselfelder, der schon manchem Kopfweh bereitet haben soll). Hier wurde 1389 eine Schlacht des christlichen Abendlandes gegen das Morgenland (Osmanen) ausgetragen. Die Schlacht ist von zahlreichen Legenden umgeben, da die Geschichtsschreibung keine naeheren Angaben dazu macht. Gewonnen hatte anscheinend letztendlich niemand. Es besteht sogar die Behauptung, dass die Schlacht gar nicht stattgefunden haben soll. Was hat uns der Kramer da nur erzaehlt?

Jeder kennt sie: Mutter Theresa. Habt Ihr gewusst, das sie Albanierin war? Deshalb wird auch hier verehrt und ich denke mal, fuer jeden von uns ist sie ein echtes Vorbild. Wenn, dann hat sie zurecht den Friedens-Nobelpreis (1979) verdient. Und sogar als einmaligen Vorgang in der katholischen Kirchengeschichte, wurde sie schon nach 6 Jahren nach ihrem Tod seelig gesprochen.
Doch ich habe bisher nicht gewusst, dass ihr wohltaetigen Taten auch sehr umstritten sind. Einer der Vorwuerfe lautet zum Beispiel, dass sie Sterbende ohne deren Wissen noch schnell mal katholisch taufte. (ja, haette sie mal evangelisch getauft, haette sie bestimmt keinen Aeger gehabt). Die Vorwurfe gehen sogar soweit, dass ihre wohltaetigen Handlungen gar nicht stattgefunden haben sollen.
Also ueberall diese Verschwoerungstheorien. Da lob ich mir doch die Bielefeld-Verschwoerungstheorie, die behauptet, dass es Bielefeld ueberhaupt nicht gibt!!!  http://www.bielefeldverschwoerung.de/
Nena Tereze

Wiedereinmal bin ich beim Busfahren dummerweise an der falschen Haltestelle ausgestiegen und landete dabei beim Hauptquartier der EU-Verwaltung. Denen geht es ja nicht schlecht dort, muss ich sagen. Das ganze Gelaende ist surrounded von Restaurants, Bars und Cafes. Mal im Schickimickie-Style, mal improvisiert mit Planen und Dachlatten. Wenn ich schon hier bin, dachte ich, mische ich mich doch mal unters Volk und gehe hier was Essen. Ich waehlte das "MAMA'S" aus. Hoert sich doch gut an, oder? Da gab es vielleicht leckere Sachen, kann ich Euch sagen. Seit Monaten hab ich mal wieder richtigen Risotto gegessen. Mit Curry-Chicken. Das war vielleicht prima.

Ich muss noch mal auf die Tuerkei zurueckkommen. Hier im Guesthaus habe ich ja ein eigenes Zimmer mit TV. So kann ich mal wieder schauen, was sich in der restlichen Welt so tut. Dazu schau ich mir CNN, BBC oder die Euronews an. Der Erdogan aus der Tuerkei scheint gerade auf Tour rund um sein Land zu sein und auch hier in den Kosovo zu kommen. Die gesamte Stadt ist mit Erdogan-Plakaten und Tuerkei-Fahnen geschmueckt. Er war wohl auch im Libanon, wo es anlaesslich seines Besuches heftige Tumulte gab. Angefuehrt von den vielen dort lebenden Armeniern, die wegen der Anexion von armenischen Gebieten und dem Genozid demonstrierten.
Ausserdem ist gleichzeitig noch alles mit den USA-Flaggen dekoriert. Hier feiert man den amerikanischen Thanxs-giving-Day (25.11.). Aus Dankbarkeit an das amerikanische Engagement fuer den Kosovo (die hier zum Dank auch ihre groesste Militaerbasis auf dem Balkan halten).


Also, ich haette nie gedacht, dass ich Euch aus diesem kleinen Land so viel erzaehlen kann.