Meine Mittelmeerreise

Dienstag, 2. November 2010

Yerivan/Armenia



Frage an Radio Eriwan:
Stimmt es, dass Iwan Iwanowitsch in der Lotterie ein rotes Auto gewonnen hat?
Antwort: Im Prinzip ja. Aber es war nicht Iwan Iwanowitsch, sondern Pjotr Petrowitsch. Und es war kein Auto, sondern ein Fahrrad. Und er hat es nicht gewonnen, sondern es ist ihm gestohlen worden. Alles andere stimmt.
Frage an Radio Eriwan:
„An welchem Tag genau starb Josef Stalin?“
Antwort: „Man weiß es nicht, aber es war ein Feiertag.“

Wer kennt sie nicht, die Witze aus den sovjetkommunistischen Zeiten? Schon als Jugendlicher wollte ich immer wissen, wo denn dieses Eriwan liegt. Jetzt weiss ich es: naemlich hier!
In Armenien, also hinter Gerorgien und das liegt hinter der Tuerkei. Vielleicht bin ich der Einzige, aber ich hatte keinen blassen Schimmer ueber dieses Land. Also war ich sehr gespannt, was mich da erwarten wuerde. An der Grenze zuallererst einmal ein kraeftiges "Heil Hitler" vom Grenzbeamten. Als ich ihm dann meinen Passport mit dem Visum gab, winkte er mit meinem Ausweis und meinte: "Sieg..". Und erst als ich mit einem strammen "Heil" antwortete, gab er ihn mir wieder zurueck. Sowas nimmt man gelassen. Auf alle Faelle war damit klar, die Deutschen sind hier sehr beliebt.
Armenien ist sehr westlich gepraegt, oder besser sehr oestlich. Es war ja mal ein Satelittenstaat der Sowjetunion. Der Lebensstil ist nach wie vor sehr dem russischen zugewandt. Aber "West-Fernsehen" hat man ja auch. Dennoch ist der arabische und ebenso der asiatische Einschlag unverkennbar. Ein sehr gemischtes Land, das viele Eigenschaften verbindet (verbinden muss).
Meinem Feund Thomas aus Weingarten hatte ich versprochen, alles was ich auf meiner Reise sehe, was auch nur annaehernd nach Eisenbahn aussieht, wenn moeglich, fuer ihn zu knipsen. Das hab ich bisher meist brav gemacht, wenn ich nicht gerade das Gefuehl hatte, es koennte sich dabei um ein Staatsgeheimniss handeln. Von einer rumaenischen Travellerin hatte ich gehoehrt, dass Eriwan einen sehr bemerkenswerten Bahnhof hat. Also latschte ich die halbe Stadt ab um den Bahnhof zu suchen. Lesen kann man es ja nicht! Und tatsaechlich - ein sehr bemerkenswertes Gebaeude. Von Thomas hab ich auch gelernt, mal hinter einen Bahnhof zu schauen und ich entdeckte dort tatsaechlich ein Eisenbahnmuseum. Das werd ich dann halt auch noch mitnehmen muessen, dachte ich. Ich betrat einen alten Eisenbahnwagen und drinnen sassen 3 aeltere Herren gerade beim Fruehstueck. Offensichtlich ehemalige Eisenbahner, die sich nun um das kulturelle Erbe der armenischen Eisenbahn bemuehen. Schneller als ich schauen konnte sass ich bei ihnen am Tisch und wurde eigeladen, am Fruehstueck teilzunehmen. Warum nicht, denn ich freute mich schon auf einen guten Kaffee. Den gabs dann schon. Aber erst hinterher! Zum Fruehstueck goennt man sich hier erst einmal einem Wodka! So auf nuechternen Magen, soll ja sehr gesund sein, heisst es. Doch, es war schon abzusehen, es blieb nicht bei dem Einen. Jedesmal wenn ich mich umschaute um die uralten Fotos an der Wand zu bestaunen, war das Glas schon wieder gefuellt. Und als Gast bekommt man natuerlich "richtig eingeschenkt", sprich bis zum Rand. Wir begannen nun, ueber die politische Grosswetterlage zu diskutieren. Obwohl keiner des anderen Sprache maechtig war, reichten doch einige Stichwoerter und der Daumen (rauf oder runter), um die Diskussion voll zu entfachen. Stichworte wie "Obama" und "Merkel", wie "Christian" und "Muselmann", wie "Germania" und "Armenia". Und das grosse Thema war, wie immer und ueberall, der sogenannte "Genozid" der Tuerken an den Armeniern und die Annexion des halben Landes (Osttuerkei).Und immer wieder wurde auf die deutsch-armenische Bruderschaft angestossen. Wie soll das denn enden?? Ganz klar! Sicher, ich waere schon gerne dabei gewesen, wenn die dritte Flasche Wodka vollends leergemacht wird. Aber irgendwann stellte ich mein Glas ausser Schankweite und verabschiedete mich von den dreien mit jeweils einem dicken Bruderkuss! Der Tag war natuerlich gelaufen! Das Dumme nur war, dass das Backpacker am Vormittag zum putzen geschlossen war und so setzte ich mich halt notgedrungen auf eine Parkbank und wartete ab, was der Tag denn noch so bringen wuerde.

Prost - zum Fruehstueck


Im Backpacker traf ich auf einen Schweizer und war mit ihm zum Abendessen verabredet. Ich bat ihn, mich in die Geheimnisse des Landes einzuweihen und mir ein bischen zu erzaehlen.Wir gingen in ein Restaurant und er riet mir, mit der Bestellung etwas vorsichtig zu sein, das Essen hier waere sehr reichhaltig. Die Bestellung war nicht ganz einfach: mit den armenischen oder russischen Schriftzeichen konnte ich nicht viel anfangen, umgekehrt der Keller mit dem englischen oder franzoesischem Teil der Speisekarte ebensowenig. Es hat dann aber doch geklappt. Ich bestellte mir als Entree eine Suppe. Mit leckeren Pilzen und allem, was die armenische Kueche sonst noch so als Suppeneinlage zu bieten hat. Da kam aber kein Tellerchen oder ein Schaelchen mit Suppe. Vor mir stand eine Megaschuessel mit Suppe. Das haette mir ja schon gereicht um satt zu werden. Danach bekam ich meinen russischen Salat serviert. Superfrisch gemacht mit verschiedenem Gemuese aus Mamuschkas Garten. Mit den allerfrischesten Kraeutern natuerlich. Zum Glueck hatte ich mir als Hauptgang nur einen kleinen Spiess mit 4 Stueckchen Fleisch bestellt. Ich hatte mich aber schon gewundert, dass alle unsere Tischnachbarn gar keine Beilagen auf den Tellern hatten. Auf die kann man naemlich bescheidener Weise verzichten. Ich bekam also die 4 Stueckechen gebracht. Oh Herrmenie, das ist bestimmt ein ganzes Kilo Fleisch. Doch nachdem ich mich die letzten Wochen hautsaechlich von Doener, Reis und Huehnchen ernaehrt hatte, war mir das aber sehr willkommen. Und das hat echt wunderbar geschmeckt. Nicht mehr ganz Medium, so wie ich es gerne mag und in einer Art Pfefferkruste, aber nicht zu scharf, eben gut wuertzig. Und kein Gramm Fett dran! Genau richtig. Klasse, sag ich Euch. Da koennten Lafer, Maelzer, Wiener und Konsorten mal ne Stunde in die Kueche stehen, anstatt die Leute ewig mit ihrem Geschwatze zu nerven!
Schild in einem Backpacker: Horror eines jeden Travellers!

Wer soll das lesen koennen?

Heute hab ich nicht viel gemacht. Doch - ich war im Nationalmuseum um mich etwas mit der armenischen Geschichte zu beschaeftigen.Vor allem aus der Eisen- und Bronzezeit war da sehr viel zu sehen. Sehr interessante Ausstellungsstuecke, wie ich zuvor noch in keinem anderen Museum gesehen habe. Danach bin ich dann von Cafe zu Cafe getingelt und hab mir einen easy-going-Tag gemacht. Kaffee hier, Cola dort. Im Stadtgarten habe ich mir dann noch ein Bierle gegoennt und dazu den herrlichen Sonnenuntergang genossen. Fuer die gleiche Tat haette ich ein paar Kilometer weiter dafuer kraeftig buessen muessen. Da liegt naemlich der Iran. Das waere mein Auftritt gewesen: auf dem oertlichen Markplatz 72 Peitschenhiebe auf den nackten Buckel. Ne Du... ! Ich bin ja jetzt fast schon um den halben Iran gereist und jedesmal hat nicht mehr viel gefehlt und ich haette mir ein Visum besorgt. Im Iran sollen die freudlichsten Menschen des Orients leben und alle Iraner, die ich bisher kennenlernte, waren das auch. Achtung - ich spreche von den Menschen die dort ganz normal leben und nicht von den Mullahs! Doch nachdem ich nun die suessen Vorzuege des Westens wieder gesehen und geschmackt habe, habe ich jetzt einfach keine Lust mehr auf die Auspeitscher, Handabhacker und Steiniger. Mir reichts jetzt einfach. War nun lange genug in Arabien unterwegs. Und ausserdem steht meine Reise unter dem Motto "Mittelmeerreise" und nicht "einmal ueber den Kaukasus"! Ich habe die Befuerchtung, dazu muss ich noch einmal wiederkommen ;)
Uebrigens, den vergangenen Sonntag verbrachte ich an dem wunderschoenen Ort, den man auf den letzten beiden Foto sehen kann. Brrrr......
In Dilijan

Lake Sevan

2 Kommentare:

Anonymous Anonym meinte...

Hallo frank,
das Glück deiner Reise liegt in der Freiheit.
Liebe grüße
Alexander

6. November 2010 um 15:48  
Blogger Frank meinte...

Zumındest meıne Reıse geht langsam aber sıcher dem Ende zu + doch ıch hoffe, das Glueck bleıbt.

6. November 2010 um 17:30  

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