Meine Mittelmeerreise

Freitag, 19. November 2010

Istanbul

Also mal ganz zuerst. Ich dachte ja immer das heisst `Istambul`. Irgendwie hat mir da der Kramer was falsches beigebracht! Denn es heisst "Istanbul"
Wie soll ich diese Stadt beschreiben? Es ist keine Mischung aus verschiedenen tuerkischen Staedten oder eine Mischung aus dieser Stadt oder jener Stadt. Es ist auch nicht wie Berlin oder Paris. Es ist auch nicht chaotisch wie Cairo oder lebendig wie Beirut. Istanbul ist wie Istanbul.
Ich hatte meine Unterkunft in einem Backpacker im Kneipenviertel. Und wenn ich schreibe Kneipenviertel, meine ich auch Kneipenviertel. Hier reiht sich tatsaechlich eine Kneipe an die andere. Hunderte!  Ich hab ja schon im Handtaschen- und Schuhviertel gewohnt, im Gewuerzviertel, im Fischviertel oder im Autoreifenviertel. Hier ist die Sache aber etwas anders gelagert. Hier macht man nicht zum Feierabend die Schotten dicht. Auch nicht nachts um Einse. Da ist die Party noch im vollen Gang. Vor meinem Fenster war der Platz fuer die Strassenmusikanten. Waehrend ein `normaler` Strassenmusikus die Schnauze voll hat, wenn er den Hut voll hat und heim geht, machen sie hier erst recht weiter. Gut, eine nachtlang flotte griechische Musik, eine mit prima Rock, eine mit tuerkisch (ging auch rum) und eine lange Nacht mit Saxophon. Und das kostenlos fuer mich - nehm ich doch gerne in Kauf! Ich sass meist auf der Staffel vor dem Hostel, lauschte der Musik, rauchte meine Gaulouises, ein/zwei Efes dazu und schaute ganz relaxt dem wilden Treiben zu.

Wer schon mal in Istan war, wird sie kennen: die 3 Bozkus-Wackelboote der 3 Bozkus-Brueder im Faehrhafen am goldenen Horn. Die sehen aus wie chinesische Fischerboote, haben aber eine Kuppel auf dem Dach, was sie eindeutig als arabisch ausweist. Die liegen direkt am Kai festgezurrt und auf ihnen werden fangfrische Makrelen gegrillt (dass der Fisch hier aber schon lange nicht mehr frisch aus dem Bosporus kommt, wissen nur wenige Gäste. Auch hier hat die Globalisierung das türkische Traditionsbewusstsein eingeholt: die Filets werden tiefgefroren aus Norwegen importiert - also ist alles getuerkt). Das ganze nennt sich "Balik Ekmek" mit gruenem Salat und superscharfen Zwiebeln. dass einem die Nasenfluegel brennen. Je nach Wellengang schaukeln die Boote so arg, dass man befuerchtet, jetzt laeuft gleich das Wasser rein und sie gehen unter. Der Job als Grillmeister ist da echt sehr anspruchsvoll. Also ich koennte mich da nicht mal mit 3 Beinen aufrecht halten, geschweige denn taeglich tausende von Makrelen braten. Allein nur zuzuschauen ist schon ein Vergnuegen an sich. Dann sich noch inmitten dem unglaublichen Getuemmel auf einem wackeligen Holzhocker zu platzieren und einen Fischdoener zu kosten, ein sehr viel groesseres.
Das Backpacker-Hostel in dem ich Unterkommen fand nennt sich "Chambres of the Boheme" wurde  2009 als Hostel NO. 1 in Tuerkey ausgezeichnet. Ich muss da irgendwas verpasst haben oder das muss schon etwas laenger her sein oder ich moechte dann die anderen Hostels besser nicht sehen. Dennoch zieht der Titel und Traveller aus aller Welt kehren hier ein. So hab ich jeden Abend jemand gefunden, der mit mir Essen + anschliessend am Galater-Turm ein Bierle trinken ging. Gleich am ersten Tag lernte ich Peter kennen, ein Heilerziehungspfleger aus Muenchen (so ein Zufall). Am naechtstern Tag war ich mit Marcella, eine sehr nette Etnologin aus Amerika essen. Den dritten Abend verbrachte ich mit Christina, einer ueberaus attraktiven Stewardess von Qutar-Airlines aus Spanien. Ist halt alles sehr bunt gemischt hier. Mit Peter war ich auch an der Blauen Moschee. Wir sassen so da und schauten uns die Touristen und Moscheenbesucher an. Da meinte er: "schau, schon wieder so ein Scheich mit seinem Harem". Ihr wisst ja, dass ich manchmal etwas naiv bin und dachte halt immer das ist der Mann mit seiner Frau, vielleicht der ledigen Schwester dazu, eine erwachsene Tochter und noch 4 - 8 Kinder als Nachzuegler, spaete Vaterfreuden sozusagen. Doch nach kurzer Diskussion kamen wir zu dem Schluss, dass das ganz einfach der Scheich mit seinen 3 Frauen und den Kindern dazu ist.

Der Sultan Soundso mit seiner Familie

Blaue Moschee
Die Blaue Moschee ist ein wirklich sehr beeindruckendes Bauwerk. Etwa 600 Jahre alt. Das ganz besondere ist aber eigentlich die Atmosphaere drinnen. Wirklich sehr entspannend und besinnlich. Die Erbauer haben ihr Handwerk gut verstanden.
Ich hatte die Aufpasser am Eingang ja gewarnt und darum gebeten, bei mir eine Ausnahme zumachen. Nichts half. Gut, dann seid ihr selber schuld. Ich kann da auch nichts dafuer und musste wie alle anderen auch, die Schuhe ausziehen! Uebrigens ist mir nun auch klar geworden, warum die Frauen immer hinten in einem seperaten Teil, abseits vom Geschehen beten muessen. Wer das schon mal gesehen hat, weiss was ich meine! Auch hier haben sich die Erfinder was dabei gedacht. Am Ausgang gibt es dann gleich noch den passenden Ansprechpartner, falls man schnell noch konvertieren moechte.
Die Hagia Sofia ist eines der bedeutensten Bauwerke abendlaendischer Kultur. Eine Kroenungsbasilika roemischer und byzantinischer Kaiser. So mancher den ich traf, wuerde sie sogar zu den sieben Weltwundern zaehlen. Sie war aber schon mal im 13. Jahrhundert eines der 7! Nach dem Fall Konstantinopels an die Osmanen wurde sie als Moschee umfunktioniert und natuerlich alles was christlich war entfernt oder zerstoert. Das Recht des Siegers! Seit 1934 ist sie Museum. So konnten nun die Symbole beider Religionen nebeneinander bestehen. Doch absolut dominierend und das offentsichtlich mit erkennbarer Absicht sind die 8 runden Holzlattenschilder mit islamischen Schriftzeichen, die halt ueberhaupt gar nicht rein passen und vor allem das von den Erbauern gewollte gewaltige Raumerlebnis voellig behindern. So soll eben die Blaue Moschee nebenan das gewaltigere und dominierendere Bauwerk sein.

deswegen heisst die` Blaue Moschee` Blaue Moschee

Wer kennt wen? Wer erkennt die beruhmte Beruehmtheit???

die Hagia Sofia von aussen

die Hagia Sofia von innen

2 Kommentare:

Anonymous Anonym meinte...

Die Einladung hätsch net mache dürfe!!
i glab mir komme :-))
LG Hans+Martina

PS: I stell mei Schuh a dezu

19. November 2010 um 22:44  
Blogger Frank meinte...

Hi Ihr Beiden,

ich gehe ja mal davon aus, dass Ihr dabei seid - prima. Habt Ihr auch noch ein paar Floehe?

Frank

21. November 2010 um 18:21  

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