Meine Mittelmeerreise

Montag, 6. September 2010

Petra I













Bisher dachte ich, dass das beruehmte Petra eigentlich nur ein Tor ist, das man durch einen Felsspalt betritt. So, wie man es immer auf dieser beruehmten Abbildung immer sieht. Man schaut sich das Ding an, staunt + geht wieder heim. Was ich nicht wusste, dass der "Felsspalt" fast 2 Kilometer lang und bis zu 200 Meter tief ist. Ein Marsch durch eine andere Welt und schon der Gang durch diese Schlucht ist ein Erlebniss fuer sich. Sozusagen auf den Spuren von Indians Joes, ein Teil des Films wurde hier gedreht. Und dann steht man ganz unvermittelt vor diesem Tor. Dafuer dass ich vor einem der 7 Weltwunder stand, war ich aber ein klein wenig enttaeuscht. Ich wusste ja nicht, dass es da noch weitergeht! Aber wie! Und ich musste mich belehren lassen + erkennen, dass Petra nicht aus einer Schlucht und dem Tor besteht, sondern dass es einmal eine sehr, sehr grosse Stadt gewesen ist. Eine sehr reiche und wohlhabende Stadt der Nabataeer. Die Bluetezeit der Stadt lag etwa 100 bD - 100 aD. Sie war ein Knotenpunkt der Karawanen aus dem Süden Arabiens, die überwiegend Gewuerze aus Indien und Seide aus China, Elfenbein aus Africa, Perlen aus dem Roten Meer und Weihrauch aus dem Süden Arabiens brachten. Der Gag dabei: der Zwischenhandel und Zölle warfen für die Nabataeer sehr hohe Gewinne ab. Bisher sind nur etwa 20% der Stadt ausgegraben! Leider ist alles durch einige Erdbeben etwas ramponiert. Soweit zur Geschichte in Kurzform.
Vor diesem Tor, dass eigentlich der Eingang zu einem Koenigsgrabmal ist, spielte sich ein wahrer Affenzirkus ab. So viele Touristen, dass man kaum durchkam. Ueberall Andenkenlaeden und Getraenkestaende. Ganze Herden von Kamelen und Eseln (also echte), bettelnder Kinder und die fliegenden Haendler mit ihrem ganzen Kram durften natuerlich auch nicht fehlen. Doch ich glaube, vor 2000 Jahren ging es sicherlich nicht viel anders zu. Nur dass man damals keine Digis, Handys + Armbanduhren hatte. Ich beschloss, den Affenzirkus zu ignorieren und mich der Faszination der Monumente hinzugeben. Und die nahm kein Ende. Es war wahrhaftig gewaltig, was es dort alles zu entdecken gab. Hunderte von Felsengraebern, Tempel, Gartenanlagen, Badestuben, Wohnhaeuser und eine echte Einkaufsmeile mit Laden an Laden. Hier wurden vermutlich die Gueter der Karawanen gehandelt.
Ich beschloss, nun nicht mehr nach dem Plan zu laufen, sondern mich von der unglaublichen Faszination leiten zu lassen und landete letztendlich auf einer Kreuzritterburg mit einer sagenhaften Aussicht ueber das gesamte Gelaende. Der Aufstieg war zwar nicht einfach (ich untertreibe mal wieder) und schon gar nicht nach der deutschen UVV gesichert, doch das macht es ja um so spannender. Und wenn man dann da oben so sitzt und sinniert, stellt sich einem automatisch die Frage: wie haben die das damals alles hier raufgeschafft???
Petra ist zu gross, um sich das alles an einem Tag anzuschauen. Deshalb hatte ich mir in weiser Voraussicht (hat der Gang um die 7 Saeulen doch was gebracht!) ein 2-Tagesticket gekauft.
Also am naechsten Tag wieder nach Petra (dieses Mal hat mich kein Taxifahrer beschissen, denn ich bin einfach gelaufen). Wieder durch diese gewaltige Schlucht. Dann bin ich links abgebogen. Der Weg fuehrte wieder in luftige Hoehen. Im sehr luftige Hoehen. Ueber hunderte in den Fels geschlagene Stufen gings hoeher und immer hoeher. Ich musste echt mehrmals Hitzepause einlegen. Da mussten die damals sicher auch, denn immer wieder waren waren kleine Sitzgelegenheiten, (ebenfalls) aus den Felsen gehauen. Dann hab ich wohl den Abzweig zu den beiden Obelisken und dem heiligen Opferplatz verpasst. Dafuer landerte ich auf einem schwindelerregend hohem Felsen. Ich setze mich dort genau vor den steil abfallenden Abgrund und machte erst mal Vesperpause. Diese Aussicht, die sich mir da bot, ist leider unbeschreiblich. Unbeschreiblich gewaltig + gigantisch. Sicherlich sass ich da ne Stunde lang, bevor ich mich auf die Suche nach dem richtigen Abzweig machte. Da waren sie, die beiden Obelisken. Und dieser Opferplatz. Mir fiel die biblische Geschichte ein, in der Abraham auf Jahwes Geheiss seinen Sohn opfern sollte. Und das koennte genau hier gewesen sein. Zumindest gut vorstellen kann man sich das. Er nahm dann anstatt eine Ziege (meine ich). Und von denen laufen hier ja genug rum. Und von hier aus konnte ich auch das Grabmal des Propheten Aron (der Bruder von Moses) sehen.
Man muss ja jetzt nicht bibelglaeubig werden, doch wenn man vor solchen historischen Orten steht, empfinde ich zumindest eine Art geschichtliche Ehrfurcht.
Jetzt koennte ich Euch noch eine Stunde lang vom Abstieg ins gegenueberliegende Tal erzaehlen. Kurz gefasst: einfach genial und ueberwaeltigend. Tut mir leid, wenn ich immer wieder diese Superlative verwende, aber wie soll ich sonst all meine Eindruecke annaehernd wiedergeben? Hier reiht sich Grabmal an Grabmal, allesamt tief in die Felsen gehauen (eines hatte beispielsweise geschaetzte 10 x 10 x 8 Meter und die Waende kerzengerade und noch mit Nischen versehen) und manchmal eben noch ein gewaltiges Portal davor. Wieder was biblisches: es heisst ja, Jesus sei damals in einem Felsengrab beigesetzt worden. Bisher konnte ich das immer schwer vorstellen. Doch vor 2000 Jahren war das halt ueblich so und ist hier hautnah zu besichtigen. Und diese Graeber wurden mit einem Felsen verschlossen. Erst 2003 hat man hier 14 weitere Graeber (mit Inhalt) gefunden und freigelegt.
In den Grabhoehlen leben heute immer noch einige der hiesigen Beduinen und nutzen sie als Souvenirlaeden oder als Wohnraum. Oder als Unterstellungen fuer ihre Araberpferde oder als Staelle fuer die Ziegen und Schafe. Oder was ich natuerlich klasse finde: als Huehnerstall!

Die heutige Ortschaft bei Petra heisst "Wadi Musa" (Tal des Mose). Dort wohnte ich in einem netten Backpacker-Hotel. Was ich aber nicht wusste, als ich mein Zimmer dort bezog, das es ein vegetarisch ausgerichtetes Backpacker ist. Das heisst, nach dem stundenlangen Rumgelatsche durch das staubige Petra konnte mich nicht auf ein leckeres Abendessen mit allem drum + drin freuen, sondern musste mir mit verkochten Nudeln, bappigem Reis, irgendwelchem undefinierbaren gebratenem Gemuesekram und Karottenschnitzen den Bauch vollhauen. Und das 3 Tage hintereinander! Dafuer gab es leckeres Petra-Dosenbier mit 10%. Das ersetzt jedes Schnitzel.
Hier muss ich mich noch bei Iris und Roland bedanken, die mir ausdruecklich empfahlen, Petra zu besichtigen. Ansonsten haette ich die Felsspalte mit dem Tor vielleicht einfach uebergangen.

2 Kommentare:

Anonymous Anonym meinte...

Oh verdammt,
ich hätte mich doch in deinen Rucksack quetschen sollen! Ich lese deinen Blog ja nur sporadisch, sonst könnte ich wohl die immer damit aufkommende Reiselust nicht zügeln. Seit ich mich ein bischen mit Ägypten und Co. beschäfftigt habe, wurde auch Petra so ein Ort, den ich mal sehen will und es ist toll zu lesen, dass es sich lohnt und durchaus mehr ist, als nur ein Tor.
Auch wenn es eine Wiederholung ist: Du scheinst echt alles richtig gemacht zu haben mit der Entscheidung, das Sabatjahr zu nützen. Mein Arbeitgeber hat diesbezüglich mein Anliegen erst mal an die höheren Caritas-Instanzen weitergeleitet. Also abwarten, vielleicht schaffe ich es ja noch in diesem Leben, es dir gleich zu tun.
Bis dahin lese ich Deine Berichte und freue mich, Dich dann live und in Farbe, bei einem Spaziergang "auszuquetschen".
Pass gut auf Dich auf und komm zurück. Gruß und Kuß
Silke

17. September 2010 um 11:51  
Blogger Frank meinte...

Dann wuensch ich Dir viel Erefolg mit Deinem Anliegen. Ja richtig - bereut habe ich (fast)noch keine Minute. Zwangslaeufig muss ich zurueckkommen, hab naemlich ein Loch im Zahn und am 14. Dezember Zahnarzttermin.

Frank

19. September 2010 um 09:28  

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