Meine Mittelmeerreise

Sonntag, 3. Oktober 2010

Damaskus








Endlich ist der Ramadan rum. Hat mich auch genug Nerven gekostet. Doch wer meinte, nun haette der Spuk ein Ende, hatte sich getaeuscht. Vor allen ich hab mich getaeuscht. Denn danach wird 3 Tage lang Eid gefeiert. Da geht noch weniger als an Ramadan. Gelebt wird nachts. Ganz klar, hat dann tagsueber so gut wie kein Laden auf. Wie denn auch, denn da schlafen ja alle.

Also, in Jordanien kam ich nicht mehr voran, keine Busse, keine Sammeltaxis. Viel schlimmer kanns ja nicht werden, dachte ich und schlug mich in Richtung Syrische Grenze durch. Nur hatte ich ein klitzekleines Problem. Ich hatte kein Visum. Als Deutscher haette ich mir schon zuhause ein Visum in der Syrischen Embassy besorgen muessen. Da ich aber schon Ewigkeiten unterwegs bin, ging das ja nicht. Ein Visum in Jordanien fuer Syrien bekomme ich ja nicht, da es in Deutschland ja die Embassy gibt. Und an der Grenze gibt es erst recht kein Visum. Was also tun, sprach Zeus? Ich hatte von welchen gehoert, die von welchen gehoert hatten, dass es vielleicht doch geht, direkt an der Grenze ein Visum zu bekommen. Das waere also meine einzigste Chance. Aber was ist, wenn ich aus Jordanien ausgestempelt bin und keine syrische Einreise bekomme? Dann hab ich ein Problem. Sozusagen auf Niemandsland. Alles half nix, ich musste es probieren. Und ich sage Euch, an diesem Tag lebte wieder der alte “Sven Glueckspilz” in mir auf. Schneller als ich schauen konnte, hatte ich den Stempel im Pass, bezahlt und war ueber saemtliche Grenzkontrollen. Dank eines fixenTaxifahrers, der es so eilig hatte, dass niemand auch nur minnimal Zeit gehabt haette, zu ueberlegen ob man dem Frank nun ein Visum geben soll oder nicht!.

Israel werde ich nun nicht bereisen. Das ist alles nicht so einfach, wenn man es auf diese Art und Weise wie ich es tu, bereist. Das Durcheinander mit den Visastempeln (hast du so einen Stempel, darfst du nicht rein. Hast du so einen Stempel, darfst du nicht raus. Hast du diesen Stempel, darfst du hier nicht rein usw, usw. Ausserdem muss man mit erheblichen Schikanen rechnen und das muss ich mir nicht antun! Wer nicht will, hat gehabt. Bedauern tu ich es aber trotzdem.

Syrien/Damaskus
Eigentlich kann man sich nur sehr wenig darunter vorstellen, oder? Mir ging es nicht anders. Ich kann Euch aber sagen Leute, dass Syrien eines der schoensten und angenehmsten Laender ist, die ich bisher besucht habe. Mit sehr freundlichen und hilfsbereiten Menschen. Irgendwelche Schurken sind mir bisher noch nicht begegnet. Und werden mir sicher auch nicht begegnen. Dieses Gequatsche, dass man uns ueber das Land zu erzaehlen versucht, ist nix als Muell und bullshit!

Damaskus. Ich wuerde fast sagen, dass Dimaschq (arab.) das zauberhafte und orientalische Maraccech, das weltliche Tunis, das ueberaus faszinierende Cairo und das absolut chaotische Amman in einem vereint.

Im Backpacker in Damaskus traf ich am ersten Abend auf 2 Deutsche, Lars + Phillip. Die waren in die Geheimnisse der Stadt schon eingeweiht und fuehrten mich nun durch den Grossstadtdschungel und die Gassen der Old Town. Das besondere in der Old Town ist, dass sie in verschiedene Vietel aufgeteilt ist. Das arabische, das christliche und das juedische Viertel. So was hatte ich ja noch nicht gesehen. Hier leben die verschieden Religionen friedlich nebeneinander. Das fand ich klasse. Vom quirligen arabischen Viertel gelangt man dann in den eher ruhigen und beschaulichen christlichen Teil. Dort ist eine etwas andere Welt, die mir doch das Gefuehl gab, meiner Kultur wieder etwas naeher zu sein. Alles etwas aufgeraeumter und geordneter, mit Muelleimern an den Strassenecken und viel Gruen mit Buschwerk , Straeuchern und Baeumen. "Jetzt holen wir uns ein Bierle", meinten meine beiden Landsleute zu mir. Das soll mir ja recht sein, dachte ich noch so. Aber woher und vor allem, wo sollen wir das denn trinken? Wir gingen in den naechsten Christenladen hinein und ich dachte, ich seh nicht recht: alle feinen Sachen in den Regalen. Also auch nicht nur Bier in allen Varianten. Hier gabs von der Maggi-Suppentuete bis zu Nimm-2 alles (nur leider keine Haribo-Sachen). Mit der dicken, schwarzen Tuete unter dem Arm liefen wir dann zu einem grossen Platz, auf dem gerade eine Gruppe Live-Musik spielte und ich dachte, ich glaube, ich spinn. Das gibts doch gar nicht. Sie spielten gerade Rai, eine Mischung aus arabischer und westlicher Musik. Das ist ja klasse. Und das Bier? Das konnte man hier in aller Oeffentlichkeit trinken. Das konnt ich ja mal gar nicht glauben! Meine Flasche hatte ich schoen brav im Schoss versteckt und das T-Shirt darueber und wenn ich mich unbeobachtet fuehlte, nahm ich einen kraeftigen Schluck. "Das musst Du nicht,das darf hier jeder sehen", meinte Lars. Allah gud!

Man muss nur aufpassen, dass man mit der Flasche in der Hand aus Versehen nicht in das arabische Viertel laeuft!

An einem sehr schoenen sonnigen Sonntagnachmittag sass ich in einem dieser schicken Strassencafes und trank einen frisch gemahlenen tuerkischen Kaffee mit dem typischen Kardamongeschmack. Echt eine Koestlichkeit. Und ich hatte das Gefuehl, an mir zieht die Welt vorrueber. Du sitzt da, etwas nachmittagsschlaefrig und schaust dem bunten Treiben zu und geniesst es einfach. Doch es zieht nicht nur die ganze bunte Welt an Dir vorrueber, vor allem ziehen, nein, es flanieren, die ganzen Schoenheiten des Landes an dir vorrueber. Ich meine in diesem Fall die zweibeinigen! Mit und ohne Kopftuch, in dem zuechtigsten oder auch feschen Outfit, dass es dir manchmal regelrecht die Sprache verschlaegt. Obs nun das fast schon frivol getragene Kopftuch ist oder das kurze Schwarze. Also so ne knackige Bluejeans und Faltenkopftuch, ich kann Euch sagen, das hat was! So manches Mal senkte sich mein Blick fast schon verschaemt zu Boden. Ich muss mich da halt erst wieder dran gewoehnen. Da sind die Catwalks in London, Paris und Mailand eine Lachplatte dagegen!

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