Meine Mittelmeerreise

Montag, 19. Juli 2010

Ich schau dir in die Augen.....






Auch wenn's schon ne Weile her ist, zu Casablanca muss ich noch etwas anmerken und von einer netten Begegnung dort berichten.

Schon seit vielen Jahren wollte ich unbedingt einmal Casablanca sehen und kennenlernen. Ich finde das hoert sich so nach dem absoluten Abenteuer an. Wir alle kennen die Stadt aus dem Film mit Humphrey Bogart + Ingid Bergmann (1942). "ich schau dir in die Augen, Kleines", "A kiss ist just a kiss", "spiels noch einmal, Sam", "as time goes by", "verhaften Sie die ueblichen Verdaechtigen" und natuerlich "...das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft" sind die Worte, die fast jeder kennt. Und genau in dieser Stadt wollte ich unbedingt einmal sein. Es war sozusagen eine Wunschziel meiner Reise. Das kann ich wohl schlecht ueberspringen.

Casablanca ist eigentlich sehr unarabisch. Die (Neu-) Stadt koennte auch irgendwo in der westlichen Welt liegen. Beruehmt sind aber die Gebaude aus der franzoesischen Kolonialzeit in diesem "Art-Deco" Stil errichtet und den es nur hier in Casablanca gibt.
Ich empfand, immer noch diesen Charme der 40er-Jahre zu verspueren. Diesen schummrigen Hinterhofflair mit den dunklen und versteckten Gassen, dieses Schmuggler- und Unterweltdesperado. Vor allen ist immer noch diese Eleganz zu spuehren. Ganz besonders empfand ich das bei den Kellnern, die nach wie vor stets elegant und mit dieser Zuvorkommenheit bedienten, wie ich es mir aus den 40er-Jahren so vorstelle und wie ich es in Marocco sonst nirgends erlebt habe. Kann sein, dass das eine sehr subjektive Wunschwahrnehmung war. Aber es war so! Sicher, das grosse Abenteuer war es nun nicht. Aber es war auch schon abenteuerlich genug, eine dieser breiten Strassen mit diesem unbeschreiblichen Verkehrschaos zu ueberqueren oder auf dem Gehweg zu laufen ohne in eines der Loecher zu fallen, nicht ueber eine der unzaehligen Stolperfallen zu stuerzen oder gegen ein unvorhersehbares Hindernis zu laufen.

Vom Besuch der grossen Moschee habe ich Euch ja schon erzaehlt. Dort habe ich auch 3 nette Maedels aus Hanover getroffen + kennengerlernt. Allesamt Lehrerinnen in Hanover. Wir wollten anschliessend noch in "Rick's Cafe" gehen, dort wo "Casablanca" noch mal auferstanden ist (kommt auch im Film vor). Leider war ausgerechnet an diesem Nachmittag geschlossen. Meine Enttaeuschung koennt Ihr Euch vorstellen.
Die Frauen, neugierig wie Frauen halt sind, wollten sie gerne durch eine dieser eigentlich nicht sehr einladenden Seitengassen gehen. Alleine haette ich mich ehrlich gesagt, da nicht reingetraut. Doch ihr Wunsch war mir als maroccoerfahrenen Traveller Befehl. So streiften wir zu viert durch diese unwirklich erscheinende Welt. Es war, als ob man durch einen Film laeuft. Das war das echte Marocco. Eine unglaublich spannendes Gwimmel und Durcheinander tat sich vor uns auf, so hatte selbst ich Marocco noch nicht erlebt. Wir kamen aus dem Staunen nicht mehr raus. Hier spielt sich alles Leben und der Alltag auf der Strasse ab. Wir kamen auf den Souq. Aber nicht so einen, wie man ihn als Tourist kennenlernt, sondern einen originalen, wo die Einheimischen sich mit allem versorgen, was sie im und zum Leben benoetigen. Das war schon sehr spannend. Eine der Frauen hatte ihre Kamera immer "schussbereit" und fotografierte was die Kamera hergab. So manche Aufnahme war aber nicht gerne gesehen. Beispielsweise eine sehr schoene blaugestrichene Eingangstuer die etwas schraeg in den Angeln hing und darueber ein leicht angerostetes, handgeschmiedetes Eisengitter. Sehr romantisch vom Charme des Verfalls umgeben. Warum wir denn so etwas haessliches fotografieren muessen? Fuer einen Einheimischen hat das halt nichts mit Charme + Romantik zu tun.
Wir genehmigten uns ein Cola auf der Terasse einer Teestube. Ein optimaler Platz zum beobachten und beobachtet werden. Sehr spannend fanden wir den Ziegenfuesseverkaeufer. Rechts und links etwa je 5 Paare Beine in den Haenden fanden diese reissenden Absatz. Muss wohl eine Delikatesse in der Gegend sein (man/frau kocht daraus Suppe). Gleich nebendran der Opa, der den Kunden passender Weise die Plastictueten zum Kauf anbot. Eine pfiffige Geschaeftsidee! Wer will denn schon mit Ziegenbeinen unterm Arm durch die Stadt laufen???

Es stellte sich heraus, dass das Cafe, in dem wir sassen, "Zum Liebhaber" hiess. Das erklaerte wohl auch die zwielichtigen Damen im Cafe drin (was unueblich ist) und vor allem diese seltsamen Blicke, mal etwas belustigt, mal etwas kritisch (oder mitleidig?), die man uns schenkte. Da sass ich nun mit den 3 Frauen im "Liebhaber" und musste aufpassen, dass ich nicht gleich platze. Hat man ja nicht alle Tage :))

Spaeter stellte wir aber anhand eines franzoesischen Woerterbuchs fest, das sich in der Aufschrift auf der Markise ueber der Terasse ein Schreibfehler befand. Sonst haette es ja nicht "Chez Amant" geheissen!

Leider hatten die Frauen abends schon ein Date, sonst waere es ganz bestimmt ein sehr schoener Abend geworden. Doch es war auch sehr schoen, mal wieder einen ganzen Nachmittag lang Deutsch + badisch zu reden. Das hatte mir so gefehlt.