Meine Mittelmeerreise

Samstag, 7. August 2010

Ruinierte Staedte












Tunesien ist regelrecht von karthagischen, roemischen, punischen und byzantinischen Ruinen und Staedte uebersaeaet. Ja regelrecht zugepflastert. Und die Vandalen nicht vergessen, die hier ebenfalls "hausten". Selbst im Grossstadtverkehr von Tunis (und der ist sehr heftig) muss man noch die Reste des etwa 90 Km langen Wasseraquaedukts umfahren, das die Katharger vor mehr als 2000 Jahren bauten.
Als Geschichtsfan legte ich deshalb meine "geaenderte" Reiseroute so, dass ich moeglichst viele der Sehenswuerdigkeiten "anfahren" kann. Ohne eigenes Fortbewegungsmittel ist das nicht immer einfach. Oft liegen die Dinger ausserhalb der heutigen Siedlungen, hoch auf einem Berg oder in irgendwelchen abgelegen Gebieten, beispielsweisean der algerischen Grenze. Somit war meine Auswahl begrenzt, was nicht heisst, dass ich manchmal trotzdem im Nichts ankam. Mit der Louage, dem tunesischen Sammeltaxi kommt man eigentlich ueberall hin, wenn nicht bleibt immer noch die Moeglichkeit , sich eine Louage oder ein normales gelbes Taxi zu mieten (also mit Fahrer natuerlich).

Als ersten kam ich in Sbeitla an. Direkt am Ortsrand wird man durch das maechtige Stadttor des roem. Kaisers Diocletian in die sehr gut erhaltene Stadtreste gefuehrt. Wenn dann noch ein Bus voll Japaner durch die Ruinen duesst, kann man sich sehr gut vorstellen, was das damals fuer ein lustiges Treiben war.
Danach wollte ich nach Maktar. Im Reisefuehrer stand dass es dort ein Hotel gibt. Aber die liesen mich nicht rein!! Warum auch immer. Ich muss zugeben, so schlimm fand ich das nicht, denn sehr einladend sah diese Unterkunft wirklich nicht aus. Das war das erste mal, dass ich irgendwo war, wo's keine Uebernachtungsmoeglichkeit gab. Aber ich war ja wegen den Ruinen hier und nicht zum schlafen, also fragte ich mich erst mal durch, um die Uebernachtung kuemmere ich mich spaeter. Solange bin ich nun schon in Arabien unterwegs, dass ich so denke.
Dieses Maktar war insofern absolut faszinierend, weil allerhoechtens 1/5 der Ruinen ausgegraben sind. Das heisst, man latscht ueber das Gelaende und weiss genau, unter mir, da liegen noch so viele verborgene Schaetze.. Die freigelegten Gebaeude sind nur grob aussenherum freigelegt. Es gibt so viel von allem hier, dass sie gar nicht wissen, wohin mit allem. Also werden die sagenhaften Fundstuecke einfach als Wegbegrenzung oder Stuetzen an den Rand gelegt. Ueberall liegen die antiken Scherben und Steine, Fliessen und Mosaike rum.
War ja alles gut, schoen und sehr interessant - aber ich wusste ja immer noch nicht, wo ich die Nacht verbringen soll. In so einem Fall hat es sich bewaehrt, ganz unschuldig sich zu den Taxifahrern zu setzen und warten bis sie fragen, auf was man denn hier so wartet. Ich schilderte kurz mein Problem und sie berieten sich. Einer kannte ein Touristenhotel ein paar Orte weiter. Aber da faehrt heute nix mehr hin. Also musste ich mir ne ganze Louage mieten, die mich dort hinbrachte.
Danach stand Dogga bei Teboursouk auf dem Plan. Eine der besterhaltenen roemischen-antiken Stadte der Welt.
Und ich kann Euch sagen, es ist sagenhaft. Man hat wirklich das Gefuehl, man laeuft durch eine Stadt. Habt ihr gewusst, dass es bei den Roemern schon Kanaldeckel in den Strassen gab? Klasse waren die unterirdischen Gaenge und die Gemeinschaftstoiletten. Doch unglaublich wunderbar war die Landschaft, welche die Stadt umgibt. Ich fuehlte mich wie bei uns zu Hause im Kraichgau und bekam richtig Heimweh. Bis in die 60er Jahre haben in den Ruinen noch die Leute gewohnt.
Leider ist es etwas schwierig all das kartagische, roemische, punische Zeugs auseinanderzuhalten oder es sich zu merken. Es gibt ja von allem soviel. Ueberall liegen karthagische Sterinquader rum und versperren einem den Weg. Dann wieder eine roemische Saeule, ueber die man beinahe stolpert, eine phoenizische Stele oder eine byzantinische Freske. Doch am laestigsten ist diese andauernde Sandalenausschuettlerei, weil man wieder so eine bloede punische Scherbe an der Fussohle kleben hat. Dass Ihr mir das auch glaubt und dass ich nicht uebertreibe, hab ich extra ein Foto mit so einer roemischen Saelenstolperfalle eingestellt.
In nahezu allen antiken Staedten findet man eine oder mehrere Basiliken, mal gut, mal schlecht erhalten. Zeugen der ersten christlichen Gemeinden.
Meine Unterkunft hatte ich gefunden, ich bin auch ueber keine der roemischen Saeulen gestolpert und hab mir auch nix gebrochen. Ich bin auch nicht erschwitzt (aber kurz davor gewesen). Habe mir keine Souveniers andrehen lassen. Ich habe mir auch nie einen Fuehrer angeheuert, denn ich wollte alles selber entdecken + erforschen und mir meine eigenen Gedanken dazu machen. Und mit ein wenig Phantasie kann man sich sehr gut vorstellen, wie es damals war. Naemlich nicht viel anders als heute!