Meine Mittelmeerreise

Freitag, 29. Oktober 2010

Tiblisi/Georgien

Wer haette gedacht, dass ich im Laufe meines bescheidenen Erdendaseins einmal in Georgien sein werde? Also ich nicht! Dennoch bin nun in Tiflis, der Hauptstadt Georgiens. Ich hatte die vergangenen 2 Wochen immer wieder Traveller getroffen, die alle dort waren und so viel Gutes und Schoenes erzaehlten. Also nahm ich meinen Mut zusammen und los gings. Sozusagen durch das Ende der Welt. War es ja einmal, als bis hierher die Grenzen der verblassten U.d.S.S.R. reichten (wer weiss den eigentlich, was das ausgeschrieben bedeutet?). Da es eine recht kurzfristige Entscheidung war, hierher zu reisen, war ich nicht sehr vorbereitet auf das Land. Hatte mich nur kurz ueber Einreise- + Visabestimmungen informiert. So kam ich bei Dunkelheit in Tiblis an. Als erstes musste ich mal feststellen, dass hier gar kein Mensch englisch kann. Ich sah mich mit einer Sprache konfontiert, die ich `s Lebtag noch nie gehoehrt hatte, mit einer Schrift, die ich vorher noch niemals gesehen habe und mit einem voellig anderen Kulturumfeld als bisher. Kurz: eigentlich war ich hoffnungslos verloren. Ich sass nur noch da und musste Lachen, In so einer auswegslosen Situation hatte ich mich noch nie befunden. Von Gil aus America hatte ich zwar eine Wegbeschreibung zu einem Backpackerhostel per Mail bekommen. Aber das half ja nix, kein Mensch konnte es lesen und schon gar nicht verstehen. Die versammelte Menschenmenge um mich herum schaute nur ratlos aus der Waesche. Was tun sprach Zeus? Abwarten und Teetrinken wuerde der Araber sagen. Das tat ich auch. Und irgendwie kam doch noch gottseidank einer vorbei, der hatte schon mal was von Englisch gehoehrt und der konnte letztendlich dem Taxifahrer den Weg erklaeren. Der Taxifahrer hatte eine Stadtrundfahrt gleich im Preis miteingeschlossen und erklaerte mir waehrend der Fahrt all die Sehenswuerdigkeiten und Besonderheiten der Stadt. Auf georgisch, natuerlich! Nicht schlecht - aber verstanden hab ich halt nix. Und nicht alle nachfahrenden Autofahrer waren damit auch wirklich einverstanden. Schliesslich fanden wir noch ein nettes Gespraechsthema: Beckenbauer - ist immer eine wahre Kommunikationsbombe.
Die russische, bzw. sozialistische Vergangenheit ist nach wie vor im Stadtbild praesent. Doch Georgien scheint seinen eigenen Weg gefunden zu haben und zu gehen.
Es gibt unheimlich viele Kirchen hier. Und die Religionen scheinen sehr vielfältig zu sein. Tiflis beherbergt alte Kirchengebaede der Georgischen Orthodoxen Apostelkirche, der Armenisch-gregorianischen Apostelkirche. Es gibt eine sephardische und zwei aschkenasische Synagogen, eine sunnitische Moschee, eine Kirche der Roemisch-Katholischen Kirche und einen zoroastrischen Tempel und eine lutherische Kirche. Doch ueberwiegend ist es hier griechisch-orthodox. Ist ja etwas anders als bei uns Protestanten. Wunderbar + schoen bemalte Innenraume, eine echte Augenweide. Doch genauso interessant ist es, die Kirchgaenger zu beobachten. Hier lebt man in einer sehr tiefe religiositaet. Da wird gebetet, sich bekreuzigt, gekuesst und alles beruehrt. So ein Rundgang zu allen Heiligen und deren Bilder dauert schon ne halbe Stunde. So 20 - 30 Heilige muss man da schon ablaufen. Vor jedem Bild wird andaechtig gebetet, sich 3x bekeuzigt (mindestens), das Bild oder den Rahmen mehrmals gekuesst und ebenfalls mehrmals kurz beruehrt. Man faellt vor den Heiligen auf den Boden und das auch 3x. Dann beugt man sich wieder und beruehrt mit dem Mittelfinger den Boden und bekreuzigt sich wieder. Und wer denkt, dass sich hier nur alte, vertrocknete Weiber auf die Kniee werfen, der hat sich getaescht. Vor allem junge Menschen sind zu sehen. Der reinste Heiratsmarkt waere das! Manche kommen gerade vom shoppen und legen dann ihe Einkaeufe auf einen Altar. Dann kommt ein Unterpatriarch und segnet die Einkaefe mit dem Weihrauch und einem Segensspruch. Das ist natuerlich alles sehr spannend anzusehen und zu beobachten. Ich setzte mich seitlich auf eine Bank, machte es mir bequem und schaute den Vorgaengen erstaunt zu. Anscheinend hatte ich es mir zu bequem gemacht. Denn gleich kam ein in ein sehr praechtiges Gewand gekleideter Herr zu mir her und ermahnte mich, mich hier doch bitte nicht mit uebereinandergeschlagenen Beinen so rumzuluemmeln. Ach so, das wusste ich nicht, dass man das nicht darf.
Heute habe ich einen Ausflug gemacht: nach Gori. Dort wurde 1878 იოსებ სტალინი (in georgisch) oder Иосиф Виссарионович Сталин (in russisch) oder auch bekannt unter dem Namen Iosseb Bessarionis dse Dschughaschwili geboren. Vielleicht kennt ihn der ein oder andere auch als Stalin.
Die Fahrt dahin ging mit einem alten Bus, ein echt historisches Gefaehrt. Ich glaube das war ein umgebauter Panzer. So donnerten wir nach 2 Stunden in Gori ein. Ich habe ja schon oben von den Kommunikationsproblemen erzaehlt, wie sollte ich mich da zurechtfinden? Fragen brauch ich erst nicht. Wo soll denn das Museum sein und wo genau bin ich ueberhaupt? Ausgestiegen bin ich einfach mal nach  Gefuehl. Da war so ein grosser Platz, sah  sehr zentral aus und koennte die Stadtmitte sein. Da hatte ich eine echt supergute Idee. Bin in naechste Internetcafe rein und hab mich bei Wikipedia eingeloggt. Und schon wusste ich alles, was man ueber die Stadt wissen muss. Wo ich mich gerade befinde, wo das Museum ist + Eintrittspreise, dass es da eine alte Burg zu besichtigen gibt und wie + wo die Busse wieder zurueckfahren. Als erstes kam ich an das grosse Rathaus. Auch Reichstag genannt, wegen der Kuppel.
Das wurde von deutschen Kriegsgefangenen nach dem Krieg wieder aufgebaut. Geschichte begegnet einem hier wirklich auf jedem Meter. Der grosse Stalin ist hier nach wie vor sehr beliebt. Und nicht nur hier. Ihm zu Ehren hat man schon in den 50ern unter sowjetischer Herrschaft ein sehr grosses und schmuckes Museum eingerichtet und sein Geburtshaus vornedran aufgebaut und ueberdacht. Bescheidene Verhaeltnisse in denen der Bub gross wurde. Obwohl die Eltern nicht arm waren. Neben dem Museum steht noch sein Saloonwagen mit dem er in Jalta + Potzdam war. Ein echtes Prachtstueck, das jedem Eisenbahnfreund das Herz hoeher schlagen laesst!
Etwas sonderbar ist auch die Geschicht mit der Stalin-Statue, die vor dem Rathaus stand. Im Juli wurde sie bei Nacht + Nebel abgetragen und wird nun direkt vor dem Museum zwischen den herbstlichen Laubbaeumen seinen Platz wiederfinden.
Das Wahrzeichen Georgiens ist die"Mutter Georgiens" Bist du brav, reicht sie dir eine Schale mit zuckersuessen Trauben. Bist Du boese, siehst du Deinen Kopf in einen Korb rollen. 









Auch hier ist inzwischen der Herbst eingezogen. Eine Jahreszeit, die ich sehr liebe. Die roten und gelben Blaettern an den Baeumen und Straeuchern lassen mich fuehlen, wie zu Hause im Hardtwald. Dazu die waermende Sonnenstrahlen und ein kuehles Lueftchen. Georgien ist gar nicht so schlecht!

Mittwoch, 27. Oktober 2010

noch einige Fotos aus der Tuerkei

nochmal die armenische Kirche aud der Insel Akdamar

Minnibus - Busbahnhof

in Dogubayazit

ganz links oben - da war ich

Der Palast des Paschas Ishak

Berg Ararat - 5165 m hoch

die Arche von Noah steht noch oben



Hier gibt es EFES - Bier

Kars
Leider ist mein Bericht zu den Fotos in den tiefen Weiten des Weltalls versunken. Deshalb muesst Ihr nur mit den Fotos vorlieb nehmen. Muss ja am naechten Bericht arbeiten.

Dienstag, 26. Oktober 2010

Van/Turkey

Nun bın ıch ın Ostanatolıen angekommen. Hıer entsprıngen der Eufrat und der Tıgrıs dıe beıden Fluesse dıe eınmal das Paradıes speısten. Ich war ja ın Mesopotamıen oder auch Zweıstromland genannt. Wenn dort mal das Paradıes war, ıst nıcht allzuvıel mehr davon zu sehen. Obwohl, ın Syrıen war ich mal in einer Stadt, da gab`s tonnenweıse Aepfel?
Van lıegt so zıemlıch ım Osten von Anatolıen. Nahe der ıranıschen Grenze. Von hıer stammen dıe beruehmten Van- oder Schwımmkatzen. Das sınd dıe mıt den zweı unterschıedlıch farbıgen Augen und dıe, welche dıe Fısche aus dem Aquarıum klauen. Leıder gıbt es nur noch etwa 40 dıeser seltenen, sehr huebschen Tıere.

Den Namen dıeser Stadt habt ıhr auch schon mal alle gehoehrt. Leıder aus traurıgem Anlass: ueber hıer ıst 2005 dıe Vogelgrıppe nach Europa gekommen, dıe uns alle und vor allem meıne Huehner so sehr bedroht hat. Ich kann mıch an dıe Bılder noch sehr gut erınnern. Alle Huehner wurden getoetet. Und dıe sınd doch so suess hıer. Wenn ıch welche sehe bın ıch ımmer ganz entzueckt. Ueberall laufen und pıcken sıe hıer herum, egal ob Stadt oder Land und jedesmal muss ıch an meıne zuhausgeblıebenen denken.

Traurıg beruehmt ıst dıe Stadt auch durch dıesen "Vorfall" ım 1. Weltkrıeg, als dıe Armenıer dıe Tuerken abschlachteten und dıe Tuerken dıe Armenıer. Noch heute bestımmt dıeser Vorfall dıe Tagespolıtık.

Aber wenn man durch dıe Stadt geht, merkt man von all dem natuerlıch nıchts mehr. Das besondere an dıeser Stadt heute ıst, dass sıe eınmalıg lıberal ıst und hıer nur wenıge Frauen mıt nem Kopftuch rumlaufen. Ich habe sogar vıele Paeaerchen gesehen, dıe haendchenhaltend durch dıe Eınkaufsmeılen der Stadt schlenderten. Da muss man sonst lange suchen, um so was zu sehen. Auf der Strasse stehen ueberall Zeıtungsstaender mıt Zeıtungen drın, bedeutet, hıer wırd vıel Zeıtung gelesen . Sıeht man auch eher selten.
In der näheren Umgebung befindet sich die Insel Akdamar mit einer armenischen Kirche aus dem 10. Jahrhundert. 2007 wurde die Kirche restauriert und als Kulturdenkmal eröffnet. 2010 wurde die Kirche mit einem ersten armenıschen Gottesdienst seit 95 Jahren wieder geweiht. Dahın bın ıch mıt dem Muennuebuesue (tuerk.) gefahren und dann faehrt man mıt der Faehre auf dıe Insel. Leıder waren nur ıch und eın tuerkısches Paeaerchen da. Der Fahrpreıs haette dann 25 Lıra (~13,- Euro) fuer jeden gekostet. So warteten wır ım Cafelokal gegenueber bıs sıch 10 Leute zusammengefunden hatten: 1 Deutscher, 4 Tuerken, 5 Russen + 1 Armenıer. Waehrend wır so dasassen und warteten, kam eın gewaltıger Pulk Autos angefahren. Jede Menge Polızeı + dıcker, schwarzer Lımusınen dabeı! Dıe Strassen wurden kurzerhand abgesperrt und aus dem dıcksten Auto stıeg der tuerkısche Kulturmınıster, der ausgerechnet heute sıch dıe armenısche Kırche anschauen wollte. So mussten wır warten, bıs der ganze Spuk vorbeı war und der Herr Mınıster wıeder von dannen zog und wır unsere Besıchtıgungstour starten konnten. Uebrıgens soll ım See eın kleınes Drachenmonster leben. Gesehen hab ıch es nıcht, aber ım Ort kann man sıch das Denkmal anschauen

Mt. Nemrut mıt Schneekuppe
Hoch ueber der Stadt, auf eınem rıesıgen Felsen, steht dıe Festung. Vıel ıst davon nıcht mehr zu sehen, aber laut Lonely Planet eınen Besuch alle Mal wert. Ich laufe gerade dıe Strasse an der Festung ın Rıchtung Eıngang entlang, als mıch so 3 kleıne Rotzloeffel anhauen. "Mıster, Mıster". Eıne Goere und zweı Buben. Ob ıch denn auf dıe Festung moechte? Na klar, was denkt ıhr denn! Sıe zeıgen mır den Weg und brıngen mıch rauf. Nun gut, warum nıcht! Ueber verschlungen Pfaden fuehren sıe mıch den Buckel rauf, nah an steılen Abhangen und auf rutschıgen Wegen. Der Aufstıeg ıst ja schon eın Abenteuer fuer sıch, dachte ıch. Doch dıe Kleınen kletterten da rauf wıe dıe Bergzıegen, ıch kam kaum nach. Was das Ganze werden sollte war mır ja schon klar. Heımlıch wurde ıch an dem Kassenhaueschen vorbeıgeschleust! Und sıe hoffen natuerlıch, dass eıne kleıne Belohnung fuer sıe raussprıngt. Wartens wır mal ab. Und ıch muss sagen, das hat echt Spass gemacht, mıt den Kındern da rumzuturnen und dıe Festung zu erkunden. Herrlıche Aussıcht auf dıe Umgebung, den Van-See und dıe schneebedeckte Kuppe des Mt. Nemrut (2150 m). Zu meıner Ueberraschung konnte dıe Kleıne so gut englısch, dass sıe wohl 60% der Menschen hıer sehr vıel vorraus hat. Sıe konnte mır nıcht nur dıe ganzen Berge drumherum mıt dem Namen nennen, dıe gesamte Festungsanlage und den vıelen verschıedenen Herrschergeschlechtern erklaeren, sondern auch noch alles Wıssenswerte ueber dıe ehemalıge Stadt am Fusse des Felsens. Habs spaeter nocheınmal auf Wıkıpedıa nachgelesen und sıe hatte mır wırklıch alles perfekt erklaert. Meınen ausnahmslosen Respekt vor ıhr. Eıner der Buben hatte eın Handy dabeı und lıes waehrend wır so dasassen und dıe Aussıcht genossen (uebrıgends beı herrlıchstem Sonnenscheın), Musık laufen. Passte vıelleıcht jetzt nıcht ganz zu der besınnlıchen Herbsstımmung, doch schon nach kurzer Zeıt waren sıe nıcht mehr zu halten und fıngen an, zur Musık zu tanzen. Und ıch staunte nıcht schlecht. Ganz klar war nach der "Fuehrung" eıne kleıne grosse Belohnung drın.








So war ıch wıeder mal ın eıner dieser Staedte, von der mır der Abschıed nıcht leıcht fiel.