Meine Mittelmeerreise

Freitag, 20. August 2010

Siwa



Nun, wie stellt man sich eine Oase vor? Nein, ich meine nicht die Wellnessoase um die Ecke mit Ayurvedatee und Aloe-Vera-Keksen unter der Sonnenbank.

Laesst sich vielleicht am besten beschreiben wenn ich Euch schildere, als ich dort ankam. In Cairo traf ich Tahany, eine Halbaegypterin aus Oesterreich [ausgerechnet]. Wir traten gemeinsam die Reise nach Siwa an. Eine Oase im Westen Aegyptens, fast an der libyschen Grenze, 20.000 Einwohner. Ueber Alexandria traten wir die 8-Stunden Busfahrt an. Es geht zwar immer am Kuestenstreifen entlang, doch selbst hier ist es zu trocken, als dass hier irgendetwas wachsen koennte. Und irgendwann geht es links ab. So richtig in die Wueste. Mehrere hundert Kilometer durch das Garnichts. Nur Sand und Groellsteine. Soweit das Auge reicht. Aber auch das kann sehr interessant sein, zu schauen + vor allem ist das sehr mediativ. Nach einigen Stunden kann man ganz unverhofft tatsaechlich was gruenes am Horizont entdecken. Siwa. Eigentlich ist es kaum zu fassen. Soweit dieses mal das Auge reicht, gruen, gruen, gruen. Hunderte oder tausende von Dattelpalmen und Olivenbaeumen [Datteln + Oliven gedeihen am besten bei Temperaturen um die 40 - 50 Grad Celsius!!!]. Wir kamen genau zu Sonnenuntergang an, der Zeit des Fastenbrechens im Ramadan. Eine gespenstige Stille lag ueber der menschenleeren Stadt. Nur Osman mit seinem 3-Rad-Motorrad hat uns empfangen und wollte uns zum Hotel bringen.

Sehr weit verlaufen kann man sich nicht. Es platziert sich das meiste um den Marktplatz. So auch unser Hotel - mit Klimaanlage natuerlich. Ich will da ja auch lebend wieder rauskommen!

Hier geht es echt sehr, sehr gemuetlich zu. Kein Stress, keine Eile und auch keine unnoetigen Bewegungen. Hektik ist ein Fremdwort. Die Frauen profitieren davon besonders. Sie werden am Abend auf dem Eselskarren [das Hauptverkehrsmittel] zu ihren Freundinnen oder Familieangehoerigen gefahren und spaeter wieder abgeholt.

Zu sehen gibt es beispielsweise die Quelle der Cleopatra. Wer mag kann darin ein erfrischendes Bad nehmen. Leider hatte ich mein Badedress vergessen + nacktbaden geziehmt sich nicht. Einer der beruehmtesten Besucher Siwas war neben Erwin Rommel + seine Mannen [1942] Alexander der Grosse in 331 BC! Er wollte naemlich das Orakel von Siwa im Tempel des Amun befragen. Das wollte ich natuerlich auch tun. Wann hat man schon einmal die Chance dazu, ein Orakel zu befragen? So viele Fragen hatte ich: wie werde ich meine Floehe wieder los; wo hab ich die PIN-Nummer fuer meine Karte gelassen; was mache ich gegen Kaesefuesse; wird mir die Bank das naechste Mal wieder Geld auszahlen; was machen meine Huehnerlein? Fragen um Fragen. Und das Orakel hat mir wirklich geantwortet: aus dem Haeuschen des Eintrittskartenverkaeufers klang im Radio das Lied von Bobby McFerrin: "don't worry - be happy".

Ein Erlebnis ganz besonderer Art soll der "Sunset on Fatmas Spring" sein. Nun Sonnenuntergaenge hab ich ja nun schon genug gesehen. Und ne Quelle auch. Aber gut. Wir liessen uns von Osman mit seinem 3-Rad-Motorrad hinkutschieren. Schon die Fahrt war spannend + erlebnisreich genug. Aber als er uns dort absetzte, dacht ich wahrhaftig, ich stehe im Paradies. Wirklich wahr! So ein schoener Platz an einem der Salzseen mit der eigen- und einzigartigen Natur drumrum und umgeben von hunderten Dattelpalmen. Einen schoeneren und romantischeren Platz fuer einen Sonnenuntergang kann es nicht geben.