keine Wueste in Sicht
Eigentlich wollte ich in dieser Mail ein bisschen aus dem Sueden Tunesiens und der Sahara erzaehlen. Doch nun bin ich fast ganz im Norden. Wie das kommt? Ganz einfach, ich sass im falschen Zug. Also der Zug war schon richtig, aber er fuhr in die falsche Richtung. Leider ist die Beschilderung auf den Bahnsteigen etwas duerftig und nach dem Fahrplan kann man sich schlecht richten, denn alle Zuege kommen grundsaetzlich zu spaet (kennt man ja auch aus anderen Laendern). Der Fahrplan aller Zuege Tunesiens passt uebrigens auf eine DIN A4 Seite. Alle Zuege sind rappelvoll, ich bekam nur noch einen Sitzplatz auf dem Gang. Stutzig wurde ich, als noch ein zweiter Zug einfuhr. Ich zeigte meine Fahrkarte meinen Leidensgenossen auf dem Gang. Eine Frau stellte dann fest, dass ich im falschen Zug bin. In dem Moment schlossen die Tueren und er fuhr los. Zu spaet. Mein erster Gedanke war: "Scheisse". Der zweite: "was mach ich denn jetzt?". Ich werde nun bald konvertieren, denn mein dritter Gedanke war: "wenn Allah bestimmt, dass ich nicht nach Touzeur fahren soll, soll es so sein". Aber was wird der tiefere Sinn sein?
Vielleicht dass ich in Kairouan mit einem Tunesier an der Bar stehe und wir aus meinem MP3 Reggae hoeren?
Oder dass ich mit einem Spieler der tunesischen Basketball-Nationalmannschaft ein Bier trinke?
Oder mit dem Trainer der Saudi-Arabischen Basketball-Nationalmannschaft ein Bierlein schluerfe?
Oder dass ich auf Djemaa treffe? Er hat in den 70ern in Deutschland auf dem Bau im Ruhrgebiet gearbeitet. Er ist nun Schneider. Er bittet mich, ihm ein Formular der deutschen Krankenversicherung auszufuellen und ihm zu helfen, seine Tochter (Seitensprung) in Deutschland wiederzufinden.
Oder dass ich auf Ali treffen? Er hat in den 70ern in Deutschland auf dem Bau in Berlin gearbeitet. Er ist nun Taxifahrer. Er bittet mich, ihm ein Formular der Comerzbank auszufuellen und ihm zu helfen, seine Tochter (Seitensprung) in Deutschland wiederzufinden. (Und das ist ehrlich wahr, geschah am gleichen Tag!)
So blieb ich einige Tage laenger in der Stadt als gedacht.
Wie auch immer, Kairouan, die Stadt in der ich gestrandet war, ist eine sehr schoene Stadt mit sehr vielen sagenhaften Sehenswuerdigkeiten.
Beispielsweise die Bassins, 1200 Jahre alt, mit einem riesigen Fassungsvermoegen von 62.800 m3. Oder die Grande Mosque. Die 3. aelteste der Welt nach Mekka und Medina und gleichzeitig die drittheiligste Pilgerstaette der Moslems, ebenfalls nach Mekka und Medina. Die verbauten Saeulen stammen aus der Roemerzeit. Man hat sie einfach in der Umgebung abgetragen und dort verarbeitet.
Sehr interessant war der Schoepfbrunnen mit dem heiligen Wasser, der schon seit 4 Jahrhundeten von einem Kamel (nicht immer das gleiche Kamel!) angetrieben wird. Und das im 1. Stock des Gebaeudes. Das arme Viech muss den ganzen Tag im Kreis herumlaufen und dazu noch immer in gleicher Richtung.
Nun bin ich dabei, mir die vielen roemischen ruinierten Staedte anzuschauen. Soviel Zeit habe ich aber gar nicht um alle anzusehen, es gibt sie in Mengen hier. So beschraenke ich mich auf die groessten. Das waere die naechste Geschichte. Am 9. August habe ich nun den Flug nach Egypt gebucht. Dabei koennte ich hier noch weitere Wochen verbringen.