Meine Mittelmeerreise

Freitag, 19. November 2010

Auf Wiedersehen

Hallo, Ihr Lieben,

nein - keine Angst. Ich werde nicht nach Armenien zurueckkehren und auch keine dieser aeusserst huebschen Armenierinnen ehelichen um mich dann mit ihr in einer schnuckeligen Datscha am wunderschoenen Schwarzen Meer niederlassen.
Nein, ich meine meine Auf-Wiedersehensfeier. Wenn ich zurueck bin, moechte ich am

28. auf 29. Dezember

eine kleine Feier in meinem Waschkeller (wie immer halt) machen und meine Blog-Leser und Freunde herzlich dazu einladen.
Fuer die Traveller unter Euch + die von weiter her angereisten werde ich als Erlebnis der besonderen Art einen echten Backpacker-Dorm einrichten. so richtig mit wahlweise voellig ausgelutschter oder bockelharten Matratze. So richtig mit ausreichend Platz um sich gerade einmal umdrehen zu koennen und dass man gemeinsam mit seinem Gepaeck das Bett teilen muss. Fenster, die man nicht aufmachen kann, quitschender Tuer und ich koennte ja auch noch meine Reiseschuhe hineinstellen und die Einlagen herausnehmen. Und natuerlich mit 1 Klo fuer alle und lauwarmen Duschwasser. Vielleicht kann noch jemand ein paar Floehe oder Bettlaeuse mitbringen!
Wer moechte kann auch gerne frueher anreisen oder laenger bleiben.

Ich wuerde mich sehr freuen, Euch alle wieder zu sehen.

Istanbul

Also mal ganz zuerst. Ich dachte ja immer das heisst `Istambul`. Irgendwie hat mir da der Kramer was falsches beigebracht! Denn es heisst "Istanbul"
Wie soll ich diese Stadt beschreiben? Es ist keine Mischung aus verschiedenen tuerkischen Staedten oder eine Mischung aus dieser Stadt oder jener Stadt. Es ist auch nicht wie Berlin oder Paris. Es ist auch nicht chaotisch wie Cairo oder lebendig wie Beirut. Istanbul ist wie Istanbul.
Ich hatte meine Unterkunft in einem Backpacker im Kneipenviertel. Und wenn ich schreibe Kneipenviertel, meine ich auch Kneipenviertel. Hier reiht sich tatsaechlich eine Kneipe an die andere. Hunderte!  Ich hab ja schon im Handtaschen- und Schuhviertel gewohnt, im Gewuerzviertel, im Fischviertel oder im Autoreifenviertel. Hier ist die Sache aber etwas anders gelagert. Hier macht man nicht zum Feierabend die Schotten dicht. Auch nicht nachts um Einse. Da ist die Party noch im vollen Gang. Vor meinem Fenster war der Platz fuer die Strassenmusikanten. Waehrend ein `normaler` Strassenmusikus die Schnauze voll hat, wenn er den Hut voll hat und heim geht, machen sie hier erst recht weiter. Gut, eine nachtlang flotte griechische Musik, eine mit prima Rock, eine mit tuerkisch (ging auch rum) und eine lange Nacht mit Saxophon. Und das kostenlos fuer mich - nehm ich doch gerne in Kauf! Ich sass meist auf der Staffel vor dem Hostel, lauschte der Musik, rauchte meine Gaulouises, ein/zwei Efes dazu und schaute ganz relaxt dem wilden Treiben zu.

Wer schon mal in Istan war, wird sie kennen: die 3 Bozkus-Wackelboote der 3 Bozkus-Brueder im Faehrhafen am goldenen Horn. Die sehen aus wie chinesische Fischerboote, haben aber eine Kuppel auf dem Dach, was sie eindeutig als arabisch ausweist. Die liegen direkt am Kai festgezurrt und auf ihnen werden fangfrische Makrelen gegrillt (dass der Fisch hier aber schon lange nicht mehr frisch aus dem Bosporus kommt, wissen nur wenige Gäste. Auch hier hat die Globalisierung das türkische Traditionsbewusstsein eingeholt: die Filets werden tiefgefroren aus Norwegen importiert - also ist alles getuerkt). Das ganze nennt sich "Balik Ekmek" mit gruenem Salat und superscharfen Zwiebeln. dass einem die Nasenfluegel brennen. Je nach Wellengang schaukeln die Boote so arg, dass man befuerchtet, jetzt laeuft gleich das Wasser rein und sie gehen unter. Der Job als Grillmeister ist da echt sehr anspruchsvoll. Also ich koennte mich da nicht mal mit 3 Beinen aufrecht halten, geschweige denn taeglich tausende von Makrelen braten. Allein nur zuzuschauen ist schon ein Vergnuegen an sich. Dann sich noch inmitten dem unglaublichen Getuemmel auf einem wackeligen Holzhocker zu platzieren und einen Fischdoener zu kosten, ein sehr viel groesseres.
Das Backpacker-Hostel in dem ich Unterkommen fand nennt sich "Chambres of the Boheme" wurde  2009 als Hostel NO. 1 in Tuerkey ausgezeichnet. Ich muss da irgendwas verpasst haben oder das muss schon etwas laenger her sein oder ich moechte dann die anderen Hostels besser nicht sehen. Dennoch zieht der Titel und Traveller aus aller Welt kehren hier ein. So hab ich jeden Abend jemand gefunden, der mit mir Essen + anschliessend am Galater-Turm ein Bierle trinken ging. Gleich am ersten Tag lernte ich Peter kennen, ein Heilerziehungspfleger aus Muenchen (so ein Zufall). Am naechtstern Tag war ich mit Marcella, eine sehr nette Etnologin aus Amerika essen. Den dritten Abend verbrachte ich mit Christina, einer ueberaus attraktiven Stewardess von Qutar-Airlines aus Spanien. Ist halt alles sehr bunt gemischt hier. Mit Peter war ich auch an der Blauen Moschee. Wir sassen so da und schauten uns die Touristen und Moscheenbesucher an. Da meinte er: "schau, schon wieder so ein Scheich mit seinem Harem". Ihr wisst ja, dass ich manchmal etwas naiv bin und dachte halt immer das ist der Mann mit seiner Frau, vielleicht der ledigen Schwester dazu, eine erwachsene Tochter und noch 4 - 8 Kinder als Nachzuegler, spaete Vaterfreuden sozusagen. Doch nach kurzer Diskussion kamen wir zu dem Schluss, dass das ganz einfach der Scheich mit seinen 3 Frauen und den Kindern dazu ist.

Der Sultan Soundso mit seiner Familie

Blaue Moschee
Die Blaue Moschee ist ein wirklich sehr beeindruckendes Bauwerk. Etwa 600 Jahre alt. Das ganz besondere ist aber eigentlich die Atmosphaere drinnen. Wirklich sehr entspannend und besinnlich. Die Erbauer haben ihr Handwerk gut verstanden.
Ich hatte die Aufpasser am Eingang ja gewarnt und darum gebeten, bei mir eine Ausnahme zumachen. Nichts half. Gut, dann seid ihr selber schuld. Ich kann da auch nichts dafuer und musste wie alle anderen auch, die Schuhe ausziehen! Uebrigens ist mir nun auch klar geworden, warum die Frauen immer hinten in einem seperaten Teil, abseits vom Geschehen beten muessen. Wer das schon mal gesehen hat, weiss was ich meine! Auch hier haben sich die Erfinder was dabei gedacht. Am Ausgang gibt es dann gleich noch den passenden Ansprechpartner, falls man schnell noch konvertieren moechte.
Die Hagia Sofia ist eines der bedeutensten Bauwerke abendlaendischer Kultur. Eine Kroenungsbasilika roemischer und byzantinischer Kaiser. So mancher den ich traf, wuerde sie sogar zu den sieben Weltwundern zaehlen. Sie war aber schon mal im 13. Jahrhundert eines der 7! Nach dem Fall Konstantinopels an die Osmanen wurde sie als Moschee umfunktioniert und natuerlich alles was christlich war entfernt oder zerstoert. Das Recht des Siegers! Seit 1934 ist sie Museum. So konnten nun die Symbole beider Religionen nebeneinander bestehen. Doch absolut dominierend und das offentsichtlich mit erkennbarer Absicht sind die 8 runden Holzlattenschilder mit islamischen Schriftzeichen, die halt ueberhaupt gar nicht rein passen und vor allem das von den Erbauern gewollte gewaltige Raumerlebnis voellig behindern. So soll eben die Blaue Moschee nebenan das gewaltigere und dominierendere Bauwerk sein.

deswegen heisst die` Blaue Moschee` Blaue Moschee

Wer kennt wen? Wer erkennt die beruhmte Beruehmtheit???

die Hagia Sofia von aussen

die Hagia Sofia von innen

Mittwoch, 17. November 2010

Schwarzes Meer ??


Seit ich im Libanon war, bin ich ja ein richtiger Berg-Fan geworden. Und je hoeher ein Ort lag, desto lieber war es mir. Doch nachdem ich in Armenien so elendig gefroren hatte, dachte ich mir, ich muss so schnell wie moeglich ans Meer. Da muss es waermer sein.

Also machte ich mich auf den direkten Weg von Tiflis nach Trabson/Tuerkei. 12 lange Stunden. Aber mit dem Luxusreisebus mit Fast-Liegesitzen, einer netten und huebschen Hostess, die mir (fast) alle meine Wuensche bustaeblich von den Lippen ablas (verstehen konnte sie mich ja nicht) - das heisst, sie brachte mir Kaffee non limited, und mit Monitoren in den Sitzlehnen, mit reichlich Flim-, Musik-, Videoauswahl + USB-Anschluss fuer den MP3.
Neben  mir sass ein echter Fischersmann. Dann weisst du, bis zum Meer ist es nicht mehr weit - man kann es schon riechen.
Datscha am Schwarzen Meer mit Schwein vor dem Haus

Meine lieben Mitmenschen - ich habe eine sensationelle Entdeckung gemacht: dıe Geschıchte der Menschheıt muss umgeschrıeben werden! Voellıg neue Erkenntnısse lassen Geo-, Bıo- Etno- und Ozeanologen um ıhre jahrhunderte alten Wıssenschaften zıttern! Nach mır wırd eın Element benannt werden und ıch werde mıch fuer den Nobelpreıs vorschlagen! Ich habs selber mıt eıgenen Augen gesehen: das Schwarze Meer ıst GAR NICHT SCHWARZ!!! Neın - es ıst blau, wıe alle anderen Meere + Seen auch. Doch dafuer hat es eın wunderschoenes tıefes, dunkles Blau.

Und es ıst vor allem schoen warm hıer. Nach meınem Frostschock am Anfang der Woche war es das, was ıch ja auch gehofft und mir sehnlichst herbeigewuenscht hatte.
Hatte ıch bısher dıe kurdısche Tuerkeı erlebt, bın ıch nun ın der Attatuerk-Tuerkeı angekommen. Das ıst doch eın kleıner oder feıner Unterschıed. Waehrend man ım oestlıchen Teıl meıst doch noch sehr ın der kurdıschen Tradıtıon lebt, ıst hıer der Westen gaenzlıch eıngezogen. Wahre Schockwellen erschuetterrten mich! Ich sah tatsaechlich Maedchen und Frauen, die in den Hafenkneipen sassen und Zigaretten rauchten und Bier tranken. Welche mit und ohne Ohne Kopftuch. Unglaublich. Aber keine von der anderen Sorte. Nein! Noch unglaublicher fand ich, dass da auch welche alleine da sassen. Ohne maennliche Begleitung. also nicht mal der Bruder oder Cousin dabei! Was soll aus diesem Land noch werden??

Und so zwischendurch fahre ich mal gerne in Gegenden, die in keinem Reisefuehrer erwaehnt werden. So kam ich nach Sinop und Amasra.  Kleine Hafen- und Fischeroertchen am Schwarzen Meer. Hierher kommt keiner mit dem Rucksack und keine mit dem Beautycase. Da sind hoechtens in den 70ern die Hippies mit dem VW-Bus durch. Und es war klasse dort. Sinop liegt auf einer Landzunge, die ins Meer ragt. Ein kleiner Fischerhafen. Und das Beste - da gibt es echte Hafenkneipen direkt am Wasser wo man ungestoert sein Bierle trinken kann. Es war wie in einem Traum aus meinen einsamen und verlorenen Naechten: sich in einen bequemen Bistrosessel flacken, sich die Sonne ins Gesicht scheinen und ein laues Lueftchen um die Nase wehen lassen, den Fischern zuschauen, wie sie ihre Netze flicken, ne Portion Pommes und dazu das kuehle Bierle. Was will man mehr??
Einen Sonnenbrand!


Wie dieses Sonntagnachmittag-Picknick ausging, verrate ich lieber nicht!

Nun bin ich wieder in einem Kulturkreis angekommen, wo man auf den Hund gekommen ist. Es gibt viele Hunde, die hier ueberall rumlaufen und so einen Steuerclip im Ohr haben, wie bei uns die Kuehe. Das heisst. die gehoehren jemanden. Ich finds ja sehr amuesant - wenn die Leute mit ihrem Vierbeinern (manche haben auch nur 3) Gassi gehen wollen, gehen sie mit der Hundeleine aus dem Haus, suchen ihren Hund, leinen ihn an wenn sie ihn gefunden haben und gehen dann mit ihm spazieren.



Oft gehe ich erst nach Einbruch der Dunkelheit auf Essenssuche. Es wird ja schon um halb Fuenf dunkel. Meistens ist es Cheese-Pide. Schmeckt zwar ueberhaupt nicht, aber nur da kann ich mir sicher sein, dass kein Lamm- Geissen- oder Ziegenfleisch drauf ist. Alles Andere ist mir zu riskant. Und jedesmal mich zum Affen zu machen, mir mit den Zeigefingern 2 Hoerner auf den Kopf zu setzen und laut Muuuh??? zu machen ist ja auch keine Loesung. Ich bin doch nicht zur allgemeinen Erheiterung der Gaeste abgestellt! Doch mein Lieblingsessen ist inzwischen die Lentil-Soup (ich glaub das sind Linsen - oder?) geworden. Mmmmh, lecker - dazu frisches Weissbrot + ich bin eigentlich schon satt. Allerdings ist das hier eher ein Fruehstuecksessen. Die tuerkische Weisswurst sozusagen. Einmal habe ich mich wohl zu undeutlich ausgedrueckt und ich befuerchte es war eine dieser tuerkischen Spezialitaeten, was mir da aufgetischt wurde: Kuhfuss-Suppe. Nase zu und runter damit!